Donnerstag, 17. März 2011

12. Kobe (Japan)

Mittwoch, 16. März 2011 (69. Tag)  Kobe (Japan)
Unser Besuch hier in Japan steht natürlich ganz im Zeichen des Erdbebens vom vergangenen Freitag und den riesigen Schäden an den Atomkraftwerken. Hoffentlich bekommen die das in den Griff, sonst droht hier eine Katastrophe unvorstellbaren Ausmaßes. Unsere Bordzeitung gibt dazu leider nicht viel her.
Nach unserem Stadtbummel gehe ich ins Sheraton-Hotel und nutze die dortige WLAN-Verbindung. Zunächst einige Nachrichtensendungen im Schnelldurchgang ansehen. Dann Emails erledigen und über Skype endlich mal wieder ein langes Gespräch mit Musie. Die Reederei hat ihr am Telefon versichert, dass für die Sicherheit der Schiffsbesatzungen alles getan wird und auf keinen Fall irgendwelche Risiken eingegangen werden.

Hier im Süden ist von den Zerstörungen nichts zu merken. Wir bleiben ca. 2-3 Tage in Kobe. Ob wir noch weiter in Richtung Yokohama fahren ist immer noch unklar. Wir Passagiere schicken eine ‚Sorgen‘-Email zu Rickmers nach Hamburg. Wir haben große Bedenken weiter in die Richtung der zerstörten Atommeiler zu fahren.
Wir erleben die Japaner als ein sehr diszipliniertes Volk. Die Menschen sind sehr höflich und korrekt. Die ständigen Verbeugungen und die Verpflichtung, sich häufig seiner Schuhe entledigen zu müssen,  kommen uns ein wenig komisch vor. Ich verstehe auch nicht, weshalb man in einem winzigen Restaurant rauchen darf, aber draußen auf dem großen freien Platz nicht!? Leider versteht hier auch kaum jemand Englisch, so dass die Verständigung äußerst schwierig ist. In den Lokalen hat man zum Glück von allen Gerichten eine Plastikversion am Eingang stehen. So stellt die Auswahl beim Essen kein so großes Problem dar. Alles ist hier sehr sauber und ordentlich. (Es spuckt auch niemand ;-) !)
 In Kobe werden übrigens die Rinder gleichen Namens gezüchtet. Rindfleisch in Spitzenqualität, von dem das Kilo schon mal über 300,00€ kosten kann. Die Rinder werden mit einem speziellen Kraftfutter gemästet und von ihrem Halter jeden Tag mit einer speziellen Reisweinmixtur massiert. Durch diese Behandlung bekommt das Fleisch seine einzigartige Qualitätsmaserung. Üblicherweise verkauft der Halter nur ein Tier pro Jahr. Das reicht locker zum Leben, da er dafür einen sechsstelligen Euro-Betrag erzielen kann.

Das die Japaner ein sehr leistungsstarkes Volk sind, sieht man u. a. auch daran, dass die Stadt Kobe bei einem Erdbeben 1995 nahezu vollkommen zerstört war. Sie wurde mit einem gigantischen Aufwand (erdbebensicher?) wieder aufgebaut und man sieht heute nichts mehr von den Schäden.

Donnerstag, 17. März 2011 (70. Tag)  Kobe (Japan)
Die Nachrichten von den KKWs werden immer bedrohlicher. Heute Nacht hat mich der Kapitän geweckt und eine dringende Email von Rickmers aus Hamburg übergeben. Man will heute im Laufe des Tages, je nach Lage der Dinge, über die weitere Route entscheiden. Gleichzeitig bietet man für den Fall eines gewünschten, vorzeitigen Reiseabbruchs an, uns bei der Organisation der Heimreise zu unterstützen.

Beim Frühstück eine lange Diskussion, wie wir uns am besten verhalten sollen. Helmut zeigt ein mögliches Horrorszenario auf und verschwindet verschnupft, als wir seinen Fantasien von Massenpanik und um sich schießenden Sicherheitskräften nicht ganz folgen wollen. Wir Anderen sind da etwas relaxter. Wir sind schließlich noch über 500km Luftlinie vom Unglücksort entfernt und auf einem Schiff. Im Ernstfall könnten wir relativ schnell reagieren und dahin fahren, wo uns keine Strahlung bedroht. Wer sagt denn, dass wir bei einem möglichen Super-GAU überhaupt einen Flug bekommen würden? Da fühlen wir uns auf dem Schiff erheblich besser aufgehoben. Wenn einem bei einem Flug oder einer Busfahrt die Streckenwahl des Piloten nicht gefällt, kann ja auch nicht jeder Fahrgast über die weitere Fahrtrichtung bestimmen. Wenn man Zweifel hat, sollte man besser gar nicht erst einsteigen, bzw. man kann ja bei jedem Zwischenstopp wieder aussteigen. Wir gehen davon aus, dass Reederei und Kapitän letztendlich die richtige Entscheidung treffen werden. Sie tragen ja schließlich auch die Verantwortung.  Wir werden versuchen uns laufend zu informieren und die Entwicklung erst einmal abwarten.

Mit dem Taxi in die Stadt, den neuen Hafen ansehen. Taxifahren ist hier etwas anders (und teurer) als bei uns. Die Hecktüren öffnen automatisch. Die Sitze sind mit weißen Stickereien überzogen. Der Fahrer ist elegant angezogen und trägt meistens weiße Handschuhe. Süßigkeiten, feuchte Reinigungstücher und Servietten liegen für die Fahrgäste bereit.

Reinlichkeit wird in Japan überall besonders groß geschrieben.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wir strahlen, weil wir unser Boot jetzt fix und fertig ausgerüstet haben. Du strahlst voraussichtlich auch bald, wenn Du Deine Seereise wie vorgesehen fortsetzt, da die Nachrichten im TV über die japanischen AKW`s diese Schlussfolgerungen durchaus realistisch erscheinen lassen.
Deine Reiseberichte sind hoch interessant und mit Sicherheit für Dich unvergeßliche Erlebnisse. In Meck-Pom ergänzen wir diese im Miniformat ( was die Größe des Schiffes und der gefahrenen Seemeilen angeht ), dafür aber mit etlichen Schleusen - Ablegern. Die Zeit der Abstinenz soll nun vorbei sein. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit Euch. Alles Gute aus der Weltstadt "Truncity" / Old Germany

Anonym hat gesagt…

Hallo !

Wir hier werden so von Bildern überhäuft, die den Eindruck machen, als würde in Japan die Welt untergehen. Die Besonnenheit der Japaner beeindruckt dabei auch sehr!
Wir wünschen Dir, dass die Reederei die richtige Entscheidung trifft.
Andererseits auch, dass Du dein Abenteuer Weltreise nicht abbrechen mußt.
Viel Glück wünschen Dir die Marxener