Samstag, 12. März 2011

6. Vietnam-Shanghai

14. Februar 2011 Vietnam - Ho Chi Minh Stadt(Saigon)

Sonnenaufgang bei Einfahrt in das Mekong-Delta.
Helmut braucht noch ein Visum und wir unsere Shore-P?se. Da die Beh?de aber zwei Stunden Mittag macht, m?sen wir uns mit unserem Landgang bis nach 14:00 Uhr gedulden.
Was uns in der Stadt erwartet sprengt alle Vorstellungen. Tausende, nein Zigtausende Mopeds brummen durch die Stadt, teilweise auf extra Spuren. Rote Ampeln und Fu??ger?erwege werden ignoriert bzw. man macht durch lautes Hupen klar, dass man nicht halten wird.
Das ?erqueren der Stra?n scheint lebensgef?rlich. Erst nach einigen Versuchen merke ich, wie es richtig geht.


Einfach ganz langsam in den flie?nden Verkehr hineingehen.Ein Sto?ebet gen Himmel. Jetzt nur nicht hektisch werden! Zun?hst brummen noch alle Mopeds vor mir durch ?Achtung Fu??ger naht - die ersten reagieren und fahren mit unverminderter Geschwindigkeit hinter mir vorbei. Jetzt blo?nicht die Nerven verlieren. Sch? langsam weitergehen. Blitzgedanke: der Bus der da auf mich zu kommt ist jetzt wohl mein Todesurteil?! Nein, er zieht auch nach links weg, an die 20 Mopeds, die eben noch neben dem Bus waren, verd?nisieren sich irgendwie und ich bin r?er. LEUTE das ist einfach UNVORSTELLBAR aber es funktioniert. Ich habe nicht eine Kollision gesehen.

Da ich kein Internet-Cafe finden kann, lasse ich mich von einem Rikscha-Fahrer hinbringen. Sp?er geht es als Sozius hinten auf einem Moped zur?k. Ich stecke jetzt mittendrin in diesem Chaos und kann kaum glauben, dass es nicht alle paar Minuten kracht. Jeder f?rt hier sehr r?ksichtsvoll und als oberster Grundsatz gilt 껷ur die Ruhe bewahren!?
Gegen Abend gehen wir in einem Hinterhof-Restaurant essen. Die Speisekarte enth?t wieder allerlei Exotisches. Gegrillte und panierte H?nerf廻e stehen genauso in der Karte wie ged?steter Schlangenkopf mit Fr?lings-zwiebeln und sogar Vogelnester werden angeboten. Wir bestellen mehrere verschiedene Salate, allerlei Meeresfr?hte und Fleisch. Dazu hauchd?ne gebratene Nudeln. Lecker! Die Sache mit den St?chen breche ich nach ein paar Minuten wieder ab. Ich m?hte schlie?ich satt werden.

15. Februar 2011 Vietnam - Ho Chi Minh Stadt (Saigon)
Shore leave until midnight ?Landgang bis Mitternacht. Also noch ein ganzer Tag f? uns. Wir bestellen bei der Agentin eine Fahrt zu den Cu-Chi-Tunneln, einem Tunnelsystem aus dem Vietnam-Krieg. Das Taxi kommt und kommt einfach nicht. Die Nachfragen beantwortet sie immer nett und fr?lich mit 굊nly 5 Minutes? Aus den zugesicherten 20 Minuten sind dann irgendwann 1,5 Stunden geworden. Das Taxi, mit dem wir uns endlich auf den Weg machen, ist dann auch noch das falsche. Die Agentin versucht uns noch telefonisch zum Umkehren zu bewegen; wir lehnen ab. Keine neuen Wartezeiten mehr. Ihr ist offenbar ein gutes Gesch?t durch die Latten gegangen. Uns ist das mittlerweile egal, zumal wir jetzt sogar f? nur 50$ statt 75$ fahren.Der Gesichtsverlust, der durch das Zeigen unserer Ungeduld (!) entstehen k?nte, k?mert uns wenig. Der Taxi-Fahrer versteht zwar kein Wort, aber es klappt alles bestens.
Das Tunnelsystem aus dem Vietnam-Krieg liegt direkt am Saigon-River und ist rund 250 km lang.Mit der Hand gegrabene, enge R?ren. Ohne Verbau tief unter der Erde und an vielen Stellen so eng, dass kein Nicht-Vietnamese hier durchkommen kann. Wir krabbeln nur ein kurzes Teilst?k durch eine R?re und sind v?lig geschafft. Die rumfliegenden Flederm?se unterst?zen die gruselige Atmosph?e. Diesen Guerilla-Krieg konnten die Amerikaner m. E. nie gewinnen. Wenn man sich nur mal richtig informiert h?te, w?e die Aussichtslosigkeit dieses Urwald-Krieges ziemlich schnell klar geworden. Aber welchen Politiker interessiert das?

Die Partisanen konnten immer wieder aus dem Hinterhalt angreifen und waren dann (durch kleine unsichtbare ?fnungen) ganz schnell wieder im Untergrund verschwunden. Das alles im dichten Urwald, bei extremer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit. Die vielen gut getarnten Fallgruben trugen auf brutale Weise zus?zlich zur psychologischen Kriegsf?rung bei.
Nach unserer R?kkehr gehen wir noch mal vietnamesisch essen.
Red Snapper?hab ich mal auf Empfehlung der Kellnerin bestellt. Schreck lass nach, schwierig zu essen aber SOOO?LECKER !!!
Auf unserer R?kfahrt zum Schiff bew?rt sich zum ersten Mal meine Navigationstechnik im Handy. Der Taxifahrer hat keine Ahnung wo unser Hafen sein k?nte und er versteht uns auch nicht. Als ich ihm dann mein Navigationsger? zeige strahlt er und wir finden tats?hlich unser Schiff. Geht doch.

Mittwoch, 16. Februar 2011 Vietnam - Shanghai
Beim Fr?st?k wagt der ChiefMate erneut keine Aussage ?er den voraussichtlichen Abfahrttermin. Auch der SuperCargo h?t sich bedeckt. Es sind so um die 4.000 Tonnen, die gel?cht werden m?sen. Man hat jetzt landseitig noch einen Riesenkran zu Hilfe geholt. Allerdings ist von LKWs, die die Rohre gleich wegfahren k?nten, weit und breit nichts zu sehen. Also erst mal alles auf die Kaimauer zwischenlagern. ?erhaupt scheinen warten und eine unglaubliche Geduld zu den St?ken dieses Volkes zu geh?en.

Der SuperCargo verabschiedet sich. Netter Kerl. Er organisiert f? Rickmers alles was mit der Fracht zu tun hat (und einiges mehr). Aus Zeitgr?den f?rt er nicht mit dem Schiff, sondern fliegt je nach Bedarf zwischen den H?en in Jakarta, Thailand und Vietnam hin und her.
Was f? ein Land - Tsch?s Vietnam - 15:00 Uhr, wir sind wieder 굀n Fahrt? Noch ein paar SMS zu den Liebsten nach Hause, das Chinesische Meer wartet. In 4-5 Tagen wollen wir in Shanghai ankommen.

Donnerstag, 17. Februar 2011 (42. Tag) Vietnam ?Shanghai
Auch das s?chinesische Meer empf?gt uns mit ruhiger See und Traumwetter. Zum Essen gibt es heute Schwein oder Fisch, egal, beides mit 괦?- Pork oder Pisch ;-)
Ein Drittel der Traumreise liegt jetzt bereits hinter uns. In den letzten sechs Wochen schon so viel erlebt. Ich kann die vielen Eindr?ke noch gar nicht richtig verarbeiten. Ein Leben wie im Zeitraffer. Unsere Abfahrt in Hamburg, die Piraten, alles schon so ewig lange her. Zum Gl?k hab ich ja mein Tagebuch.

Freitag, 18. Februar 2011 - UTC+8 - (43. Tag) Vietnam ?Shanghai
Ruhiger Tag auf See. Am Abend laden Christel und J?gen zu einem Drink in ihre Kabine ein. Nanu, alles so gem?lich zurechtgemacht, Blumen, Sekt, brennende Kerzen, Stutz? Haben wir da was ?ersehen? - Die beiden haben heute Goldene Hochzeit! Wenn das kein Grund zum Feiern ist. Herzlichen Gl?kwunsch und alles Gute!

Samstag, 19. Februar 2011 (44. Tag) Vietnam ?Shanghai
BBrrrr ist das kalt heute Morgen. Wir sind in der Stra? von Taiwan auf H?e des n?dlichen Wendekreises. 22캮 (H?e Sahara) und trotzdem so ungem?lich. Nebel, Nieselregen, Windst?ke 6 gegen an, nur noch 19캜 Luft und 22캜 Wasser, das hatten wir ja schon lange nicht mehr. Bis Seattle (in ca. 5-6 Wochen) werden wir wohl erst mal aufs Sonnendeck verzichten m?sen. Lange Hosen, Pullover und Socken sind wieder angesagt. Abends Grill-Party in der Blue-Bar, selbstverst?dlich mit Karaoke singen. Das neue Schlagzeug wird nat?lich auch ausprobiert. Bei starkem Seegang ist es leider schon einmal umgefallen. Die Snare hat dadurch bereits ein kleines Loch. Richtig spielen kann hier niemand, aber Hauptsache es macht Spa?

Sonntag, 20. Februar 2011 (45. Tag) Vietnam ?Shanghai
Es ist weiterhin nebelig und noch k?ter geworden. Also in der Bude verkriechen. Waschtag. ?er ein Drittel meiner Traumreise liegt jetzt bereits hinter uns. In den vergangenen Wochen schon so viel erlebt. Ein Leben wie im Zeitraffer. Unsere Abfahrt in Hamburg, die Piraten, alles erscheint schon so ewig lange her. Zum Gl?k hab ich ja mein Tagebuch. Am Nachmittag kommt noch mal die Sonne raus. Dicke Jacke an und ne Stunde frische Luft tanken. Frischer bis starker Wind genau von vorn. Temperatur 10캜, Wasser 15캜. Es ist halt noch Winter.

Montag, 21. Februar 2011 (46. Tag) Vietnam ?Shanghai
In der M?dung des Jangtse (Yangstekiang) liegen wir den ganzen Tag vor Anker. Unter uns flie?n jetzt pro Sekunde ungef?r 30.000m?Wasser ins Ostchinesische Meer. 6캜, Sonnenschein und dichter Seenebel. Der drittl?gste Fluss der Welt ist vor?ergehend wegen dieses flach ?er dem Wasser liegenden Nebels gesperrt. Hunderte Schiffe warten auf die Freigabe der Zufahrt. Die Sichtweite betr?t unter einer halben Meile. Also sehr gef?rlich und somit gilt f? uns bis auf weiteres zu warten?
Die l?gste Wartezeit, die unser Kapit? hier mal absolviert hat, waren drei (!) Monate. Das sind ja sch?e Aussichten.

Dienstag, 22. Februar 2011 (47. Tag) Vietnam - Shanghai
Der Termin mit dem Lotsen gestern Abend wurde gecancelt. Der Kapit? informiert uns, dass die Leute von der Einwanderungsbeh?de nur tags?er an Bord kommen. Sollten wir nachts anlegen, muss uns der Agent sofort (auch mitten in der Nacht) zur Beh?de fahren. Pers?liches Erscheinen ist angeordnet.
Juanito (9 Monate an Bord!), Romel (9 Monate) und Sorin (4,5 Monate) sollten gestern von Bord gehen und ihren verdienten Heimaturlaub antreten. Eine Nacht im Hotel war gebucht, quasi als Zeitpuffer, ihre Fl?e in die Heimat gehen heute Nachmittag. Zitat: Datt kannsde vergessen! Alles neu organisieren, aber wie? Fl?e umbuchen. Die Ersatzleute warten ja auch schon irgendwo. Lotsen, Hafenbeh?den, SuperCargo, Lademannschaft, Crewmitglieder und nicht zuletzt wir Passagiere, alle m?sen neu planen. Mit welchen logistischen Schwierigkeiten der Kapit? st?dig konfrontiert wird ist beachtlich.
Um 13:10 Uhr Anker lichten, Weiterfahrt nach Shanghai. Der Jangtse quillt fast ?er vor Schiffen. Wir kommen in einen gigantisch gro?n Hafen. Bisher dachte ich Hamburg w?e gro? aber da war ich noch nicht in Shanghai! Auf ?er 30 Meilen in beide Richtungen Frachter wie an der Schnur gezogen. Von unserem Ankerplatz vor der M?dung bis zu unserem Liegeplatz ungef?r 7 Stunden Fahrt. Auch unser erstes U-Boot bekommen wir hier auch zu Gesicht.

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