Mittwoch, 16. März 2011

11. (a) Ulsan/Korea - Kobe/Japan

Sonntag, 13. März 2011 (66. Tag)  Ulsan (Korea)
Noch keine Neuigkeiten zum Erdbeben und kein Abfahrttermin, also noch einmal an Land. Die Stadt gibt zwar optisch nicht viel her, aber wir vier ziehen nochmal los. Im Grunde ist die City eher hässlich. Unglaublich viel Reklame verschandelt die Hausfassaden. Geschäfte, insbesondere Telefonläden, in Massen. Nett sind die Leute ja. Sie sind zwar oft völlig ahnungslos, schicken einen aber einfach um die nächste Ecke in irgendein Geschäft. Zehn Minuten im Kreis laufen und ich bin wieder vor dem ersten Laden. Eine Telefon- oder SIM-Karte bekomme ich trotzdem nicht.

Auffällig ist hier auch die Angst, sich mit irgendwas anzustecken. Viele Leute tragen eine sogenannte „Hundeschnauze“ vor dem Mund. Taxifahrer fahren nur mit Handschuhen. Die Griffe an den Eingangstüren der Kaufhäuser sind mit einem Schutz überzogen. Blass zu sein gilt hier als chic; viele Frauen tragen riesige Schirmmützen, um sich nicht den Sonnenstrahlen auszusetzen. Überhaupt macht alles einen sehr sauberen Eindruck. Wir gehen noch einmal koreanisch essen und lassen uns zum Schiff zurückbringen. Satt, müde, genug mit Korea.
Vor unserem Schiff stehen schon wieder jede Menge neue Kisten. Riesige Rohrkonstruktionen werden auf Tiefladern mit 15 Achsen angeliefert. Die Jungs laden im Akkord. Da taucht doch auf dem Fluss noch eine Schute auf. Auch noch für uns? Tatsächlich, unglaublich was in 'unseren' Bauch so alles reingeht. Umgerechnet könnten wir über 1.000 Sattelschlepper-Ladungen mitnehmen. Da die Sachen zum Teil sehr sperrig sind, dauert es natürlich, alles seefest zu ‚laschen‘.

Montag, 14. März 2011 (67. Tag)  Ulsan (Korea)
Das Immigration-Office möchte uns um 12:00 Uhr zum Auschecken sehen. Es soll heute Nachmittag weitergehen. Der Agent kommt dann so gegen 14:00 Uhr. Draußen gibt es noch keinerlei Anzeichen zum Ablegen. Im Gegenteil, es wird immer noch Ladung angeliefert.
Als wir von der Einwanderungsbehörde zurückkommen, sehen wir zwei von den Jungs mit Laptop an Deck. Sie haben ein offenes WLAN-Netz gefunden. Also sofort mit dem Computer aufs Pilot-Deck und siehe da, es klappt. Zwar langsam aber besser als gar nicht. Schnell Emails abrufen, Blog aktualisieren und Nachrichten über das Erdbeben in Japan ansehen. (Unsere tägliche Bordzeitung liefert nur Kurzinformationen). Das wird ja immer schlimmer!? Jetzt schon drei KKWs in Mitleidenschaft gezogen und so viele Opfer. Für eine Skype-Verbindung ist die Leitung leider zu schlecht. Musie, versprochen, das holen wir nach!
Mach Aussage des ChiefMate werden wir zunächst wie geplant nach Kobe fahren. Liegt ja weiter im Süden. Dort geht unser Kapitän von Bord und ein Kollege aus Polen übernimmt das Schiff. Danach ist Yokohama geplant. Ob die Hafensperre bis zu unserer Ankunft bestehen wird, weiß im Moment niemand. Unser Schwesterschiff, die ‚Rickmers Dalian‘, hat Yokohama/Japan heute verlassen. Es gab wohl keine größeren Probleme. Warten wir also die Entwicklung ab. Bei den Horrormeldungen der letzten Tage freut sich allerdings niemand mehr so richtig auf die Fahrt nach Japan.

Dienstag, 15. März 2011 (68. Tag)  Ulsan (Korea) – Kobe (Japan)
Gegen 02:00 Uhr haben wir Ulsan verlassen - Erholung auf See!
Nach dem Mittagessen, wie üblich, kurzer Gang auf die Brücke. Hab gar nicht gemerkt, dass wir einen ‚Pilot‘ (Lotsen) an Bord genommen haben. Wir passieren gerade die Meerenge von Kanmon im Süd-Westen Japans. Eine ziemlich enge und kurvenreiche Passage, die mit Handsteuerung gefahren wird.

Zwischen Lotsen und Steuermann spielt sich u.a. folgender Dialog ab:
Pilot:        Zero, two, zero
Steuermann:    Zero, two, zero
Steuermann:    Zero, two, zero – Sir!
Pilot:        Thank You
Pilot:        Port  ten
Steuermann:    Port  ten – Sir!
Pilot:        Thank You
Pilot:        midships
Steuermann:    midships – Sir!
Pilot:        Thank You
Pilot:        Starbord ten
Steuermann:    Starbord ten – Sir!
Pilot:        Thank You
Erklärung:   
1.) Kursänderung auf 020°    
2.) Ruder 10° nach Backbord
3.) Ruder geradeaus   
4.) Ruder 10° nach Steuerbord
Anweisungen des Lotsen jeweils mit der Bestätigung durch den Steuermann.

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