Samstag, 31. März 2012

Weltreise wieder online ....

Leider gibt es zur Zeit Probleme mit meinem Blog bei Google.
Es wurden von Google alle Bilder entfernt.
Ob eine Wiederherstellung möglich ist, wird gerade geprüft.

Sorry, aber gegen diese Internet-Giganten ist man ja leider ziemlich hilflos.

Als Notlösung habe ich hier zunächst Links auf die verschiedenen Etappen eingebunden:

A. Vorbereitungen

B. Testreise ins Eis

C. Reiseverlauf


1. Hamburg-Genua

2. Genua - Jakarta

3. Jakarta - Singapur

4.  Singapur - Thailand

5. Thailand - Vietnam

6. Vietnam - Shanghai

7. Shanghai - Dalian

8. Dalian - Xingang

9. Xingang - Shanghai2

10. Shanhai2 - Ulsan

11. Ulsan - Kobe

12. Kobe

13. Kobe - Seattle

14. Seattle - Long-Beach

15. Long-Beach - Panama

16. Panama - New Orleans

17. New Orleans - Houston

18. Houston - Norfolk

19. Norfolk - Philadephia

20. Philadelphia - Antwerpen

21. Antwerpen - Hamburg

Mittwoch, 20. Juli 2011

Mein Reisebericht jetzt auch als Buch




Mein Reisetagebuch liegt jetzt auch in gedruckter Form vor. 140 Seiten im Format A4 mit vielen Fotos für 17,80€ incl. Versandkosten. Bei Interesse bitte einfach eine kurze Email schicken. (w.badenATgmx.de)


Donnerstag, 26. Mai 2011

21. Antwerpen - Hamburg

Freitag, 20. Mai 2011 (133. Tag) Antwerpen

Hauptbahnhof Antwerpen mit Zoo gleich nebenan
Stadhuis (Rathaus) am Grote Markt
Het Steen (Schloss an der Schelde)

Die Riverfahrt auf der Schelde findet leider bei Nacht statt. Um 05:30 Uhr legen wir am Churchill-Dock, Berth 468 an. Auf das Taxi am Morgen nach Downtown sollen wir 1,5 Stunden warten. Das dauert uns zu lange. Wir machen uns auf den Weg zum Bus. Bis zur Haltestelle der Linie 31 laufen wir etwa 30 Minuten. An der Central-Station steigen wir aus. So ein schmuckes Bahnhofs-Gebäude hab ich noch nie gesehen. Überhaupt entpuppt sich Antwerpen als eine sehr schöne Stadt.


Dass wir wieder zurück in Europa sind, können wir leider auch am Verhalten einiger Menschen feststellen. Hier fragt uns nach fünf Minuten Stadtplan ‚drehen‘ niemand ob er einem helfen kann. In einem Restaurant am Rathausplatz bedient uns ein sehr unfreundlicher Kellner. Unmotivierte Verkäufer(innen) sind leider eher die Regel als die Ausnahme. Zum Glück gibt’s auch positive Überraschungen. Die Preise haben hier natürlich auch wieder mitteleuropäisches Niveau. LEUTE das geht auch anders!!!

Auf dem Rückweg kaufe ich mir noch schnell einen zusätzlichen Koffer. Irgendwie läuft in meiner Kabine der Schrank fast über und mit nach Hause soll ja alles. Für Jose, Rina und die Försters lasse ich in einem Fotolabor  ein paar Erinnerungsbilder von unserer Reise anfertigen. Der Abschied rückt näher. Am Abend nochmal mit dem Bus in den gut ausgestatteten Seemanns-Club. Skypen ohne Limit und ein ‚Frisch Gezapftes‘. Um kurz vor Mitternacht zurück an Bord. Die Jungs müssen jetzt arbeiten. Ich gehe ins Bett.

Samstag, 21. Mai 2011 (134. Tag) Antwerpen (Brügge)

Rina wird heute Mittag von einem Freund abgeholt. Für sie endet die Reise hier. Wir verbliebenen drei wollen mit dem Zug nach Brügge. Helmut will nach Brüssel. Der 09:34er zeigt uns gerade noch die Rücklichter. Wäre, hätte, wenn…. nützt nichts; einfach auf den nächsten warten. Nach knapp 1,5 Stunden Fahrt im voll besetzten Zug kommen wir in Brügge an. Erstaunlich wie viele Menschen hier an einem Samstagvormittag unterwegs sind. In Brügge ist Markttag. Die mittelalterliche Stadt ist wunderschön. Viele alte Häuser und Kirchen, kleine Gassen und gemütliche Restaurants. Hätte ich in Belgien nicht vermutet. Aber Brügge wurde ja nicht zufällig von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die historische Innenstadt wurde nie durch Kriege oder große Brände zerstört. Touristen aus aller Welt trifft man hier. Erinnert mich ein wenig an Venedig. Urlaubsland Belgien! Kam in meiner persönlichen Urlaubsziel-Liste bisher nicht vor. Hier gibt es so viel zu sehen, dass es sich auf jeden Fall lohnt wiederzukommen. An der einen oder anderen Schokoladen-Probe bei einem ‚Chocolatier‘ kommt man natürlich  ebenfalls nicht vorbei. Unglaublich LECKER!

Auch vom Bierbrauen verstehen die Belgier was. Das Bier unter der Buche am Rozenhoedkai schmeckt jedenfalls vorzüglich. Das Waschbecken im Goldfischaquarium oder die an einen Gummiband unter der Decke befestigten Getränkekarten, pfiffige Ideen. Am späten Nachmittag geht’s gemütlich mit dem Zug wieder zurück. An Deck noch ein wenig die Abendsonne genießen.

Sonntag, 22. Mai 2011 (135. Tag) Antwerpen

Man glaubt es nicht, neun (!) Stunden durchgeschlafen. Jetlag, Landgänge und zwei kurze Nächte fordern irgendwann ihren Tribut. Von dem schweren Gewitter in den frühen Morgenstunden hab ich jedenfalls nichts gehört. Nach dem Frühstück packe ich erstmal den neuen Koffer. Nanu, die Bude ist ja noch genauso voll wie vorher!? Ansonsten ist heute Ruhetag. An Deck lesen, ab und zu ein wenig wegschlummern. Tau schön. Die Ladetätigkeiten werden langsam weniger. Dinnertime, wir sind fertig zum Auslaufen. Der Lotse und zwei Schlepper kommen um 20:15 Uhr. Das Schleusenmanöver ist hochinteressant. Fast wie mit dem Hausboot, nur viel viel grösser. Der gesamte Schleusenvorgang dauert fast 1,5 Stunden. Ich bin überrascht, wie viele Schiffe hier gleichzeitig auf engstem Raum in die Schleuse passen. Erstaunt sind wir auch über den tadellosen Zustand der Binnenschiffe. Wenn Kapitän und Eigentümer dieselbe Person sind, wird offenbar gründlicher gepflegt. Die Schiffe sehen jedenfalls durchweg fast aus wie neu.

Montag, 23. Mai 2011 (136. Tag) Antwerpen - Hamburg

Um 04:20 Uhr hat der Lotse das Schiff verlassen. Freie Fahrt Richtung Heimat, mit fast 20 Knoten nach Nordnordost. Mittags passieren wir die westfriesische Insel Terschelling und Kaffeezeit die erste deutsche (ostfriesische) Insel Borkum. Der Chief-Ingenieur fragt uns lachend, ob wir die Luft von Cuxhaven schon riechen können.


So… die Koffer sind gepackt. Noch ein paar Kleinigkeiten und es kann losgehen. ‚Clear to sign off‘. Noch eine Nacht an Bord. Schon ein komisches Gefühl nach so langer Zeit.

Eckhard, Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und zum Beginn des Rentenzeitalters. Ich hab es leider nicht ganz geschafft zum ‚Chinesische Eier essen‘ zurück zu sein. Aus den ursprünglich geplanten 126 Reisetagen sind ein paar mehr geworden und wir kommen mit leichter Verspätung zurück. Sozusagen ein Bonus für unser gutes Benehmen?.

Schon ein ganzes Stück vor Scharhörn kommt der Lotse an Bord. Donnerwetter solch ein luxuriöses Lotsenboot haben wir ja nicht einmal bei den Amerikanern gesehen. Hut ab! 20:00 Uhr, Deutschland hat uns nach gut viereinhalb Monaten wieder. Wir passieren die ‚Alte Liebe‘ in Cuxhaven. Endlich mal wieder wunderschöne Windräder. Lange nicht gesehen. Gibt’s wohl in keinem Land der Welt in dieser Konzentration.

Schnell noch ein paar philippinische Ausdrücke notieren, die ich mir unbedingt merken möchte: Salamat (Danke), Chop Chop (Essen), Tagai (Prost).

Dienstag, 24. Mai 2011 (137. Und letzter Tag) Ankunft in Hamburg

Heute heißt es endgültig Abschied nehmen. Viele von den Jungs werde ich wohl leider nie wiedersehen. Sogar der Kapitän hat feuchte Augen. So ist das Leben. Jürgen und Christel fahren mit einem Miettransporter zurück in die Heimat. Helmut fährt mit der Bahn ins Ruhrgebiet. Der mit den Jungs geplante Nachmittag in Hamburg muss leider ausfallen. Sie bekommen nicht frei. Hier im Heimathafen ist an Bord immer besonders viel los. Kann man nichts machen, Seemanns-Alltag. Ich mache mich also schon am Mittag auf den Weg nach Hause. Neue Passagiere kommen nicht mehr an Bord. Die Reederei hat entschieden keine Gäste mehr durch das Piratengebiet mitzunehmen. Mir stellt sich die Frage: Und was ist mit der Mannschaft?

Diese Reise war (bisher) das größte Abenteuer meines Lebens. Viel gesehen, viel erlebt, tolle Menschen kennengelernt.  Einfach rundum SUPER. Mein Dank gilt der Crew der Rickmers Hamburg: Jungs ihr wart Klasse!!! und natürlich besonders meinen Mitreisenden Rina, Christel und Jürgen. Ich denke wir waren eine 'dufte' Truppe. Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute und freue mich darauf, dass sich unsere Kurse irgendwo mal wieder kreuzen. Ein ganz herzliches Dankeschön auch an die Unterstützung durch die Freunde in der Heimat die mich 'begleitet' haben und natürlich an meine Familie.

                                          **** SALAMAT ****

Freitag, 20. Mai 2011

20. Philadelphia - Antwerpen


Samstag, 7. Mai 2011 (121. Tag) Norfolk (Virginia) – Philadelphia (Pennsylvania)

Am frühen Morgen erreichen wir die Mündung des Delaware River. Acht Stunden ‚Riverfahrt‘ bei wunderschönem Wetter durch wunderschöne Landschaft schließen sich an. Uns fallen allerdings auch viele Bauruinen auf. Wenn man hier eine Industrieanlage nicht mehr braucht, wird daneben oft eine neue gebaut und die alte ganz einfach dem Verfall überlassen. Wirklich nicht schön, aber die Natur breitet sich so nach und nach wieder aus. Um 15:00 Uhr machen wir am Tioga-Terminal fest. Der Landgang bereitet keinerlei Probleme. Keine Immigration und wir dürfen sogar zu Fuß zum nahegelegenen Gate laufen. Der freundliche Sicherheitsmann bestellt für Rina ein Taxi zum Bahnhof. Sie will zwei Tage nach New York eine Freundin treffen. Wir drei laufen durch eine ziemlich heruntergekommene Gegend zum Target-Supermarket ein paar Besorgungen erledigen. Bei „Applebee’s“ serviert man uns ein sehr leckeres Abendessen. Am Telefon erfahre ich, bei uns zu Hause ist auch schon wieder Party. ‚Junge komm bald wieder‘ über Handy-Lautsprecher – sehr schön – noch gut zwei Wochen, dann bin ich wieder in Hamburg!


Sonntag, 8. Mai 2011 (122. Tag) Philadelphia (Pennsylvania)

Muttertag. Mit dem Taxi lassen wir uns in die Innenstadt zum ‚Independence Visitor Center‘ bringen. Ein riesiges Informationsgebäude. Philadelphia  ist eine bedeutende Stadt in  der amerikanischen Geschichte. Hier gibt es sehr viel zu sehen. Mit einem  Doppeldeckerbus starten wir zu einer Stadtrundfahrt. Zum ersten Mal in meinem Leben bekomme ich als ‚Senior‘ einen Rentnerrabatt. Eine ganz neue Erfahrung und immerhin zwei Dollar gespart.
An einem Farmers-Market verlassen wir den Bus. Hier im alten Teil der Stadt ist es wunderschön und es ist nicht zufällig eine bevorzugte Wohngegend. Christel und Jürgen wollen dann China-Town erkunden. Ich möchte mir noch mehr von der historischen Altstadt ansehen. Mein Weg führt mich durch wunderschöne Parkanlagen, vorbei am Grab des unbekannten Soldaten und an vielen geschichtsträchtigen Häusern zur ‚Liberty-Bell‘ der Freiheitsglocke. Sie wurde geläutet als die 13 britischen Kolonien am 4. Juli 1776 die amerikanische Unabhängigkeitserklärung in Philadelphia verkündeten und sich von ihrem Mutterland lossagten. Zum Abendessen treffen wir uns in China-Town wieder und ich lasse mir im ‚Wong Wong Restaurant‘ eine Meeresfrüchtesuppe und eine Pekingente schmecken. Achtung wir sind in Amerika, die Portionen sind riesig.

Montag, 9. Mai 2011 (123. Tag) Philadelphia - Antwerpen

Shore leave expired: 13:00 Uhr. Rina ist aus New York zurück und wir machen uns mit unseren PCs zu Fuß auf den Weg ins Target-Einkaufszentrum. Bei McDonalds soll es eine Internet-Verbindung geben. Die ist allerdings extrem langsam und damit unbrauchbar. Wir versuchen anderswo ein brauchbares  WiFi zu finden. Leider schaut man uns, egal wo wir fragen, ziemlich ratlos an. Sind wir hier in einem Internet-Entwicklungsland oder in den USA? Nach gut zwei Stunden erfolgloser Suche geben wir entnervt auf. Keine Verbindung mehr mit zu Hause, keine Emails, Sch…..! Ich rufe kurz bei Musie an und sage Bescheid. Die nächsten 10 Tage sind wir auf hoher See und somit kein Kontakt mehr.
Beim Mittagessen lerne ich unseren neuen Passagier, Don(ald) aus San Francisco, kennen. Er ist 73 Jahre alt und macht seine erste Seereise von Philadelphia bis Antwerpen rund 3.500 Seemeilen.
Gegen 4:00pm kommt der Lotse und wir genießen an Deck die Fahrt den Delaware-River runter. Die Sonne scheint, ein paar kühle Drinks. Weils so schön ist, ziehen wir nach Sonnenuntergang in die Blue-Bar um und sitzen bis spät in die Nacht gemütlich zusammen. Jürgens letzten ‚69er‘ feiern.


Dienstag, 10. Mai 2011 (124. Tag) Philadelphia - Antwerpen

Ich werde am frühen Morgen wach. Was ist denn jetzt los, die Maschine ist aus und wir treiben? Der Käpt‘n meint beim Frühstück ganz allgemein: Technische Probleme. Irgendwas in der Treibstoffzufuhr scheint undicht zu sein. Nach gut zwei Stunden geht es weiter. Kurs Europa 75°.

Am späten Vormittag wird es immer unruhiger. Ich lege mich nochmal hin, Schlaf nachholen. Beim Mittagessen bin ich allein. Nanu so schlimm ist es doch gar nicht, oder? Gestern Abend ein wenig zu lange in der Blue-Bar gesessen? Nochmal auf die Brücke. Der Käpt’n ist persönlich oben. Windstärke 8 in Böen 9, also Sturm mit Wellenhöhen um die sieben Meter. ‚Shit happens‘. Die Gischt spritzt vom Bug bis zu uns oben auf die Brücke. Nix mit sonnen heute. Er zeigt mir auf dem Wetter-Computer die voraussichtliche Entwicklung. Ein ausgewachsenes Tiefdruckgebiet mit Sturm, hoher Seegang und wir mittendrin. Keine Möglichkeit auszuweichen. Bis  morgen Nachmittag soll das noch so bleiben, dann kurze Pause und das nächste Tief erwartet uns. Hoffentlich nicht ganz so heftig. Der Käpt’n erkundigt sich telefonisch beim Chief nach dem Zustand der Maschine. Da unten ist alles ok. Die Brücke lässt er jetzt doppelt besetzen. Mehrfach wird Kurs und Geschwindigkeit gewechselt. Bei Kurs 70° und etwas reduzierter Speed scheint es einigermaßen ruhig zu gehen. Scheint, denn einige Riesenwellen rütteln uns ganz gehörig durch. Man ist gut beraten, sich immer gut festzuhalten. Eintrag ins Logbuch: „Stormy weather“. Also unten in der Kabine alles sturmsicher verstauen, mein Obst hat sich schon in alle Zimmerecken verteilt. Don, unseren neuen Passagier, hab ich noch nicht wieder gesehen. Das ist natürlich auch ‘ne harte Nummer, erster Tag auf See und gleich Sturm.

Spätnachmittag. Die Bedingungen haben sich weiter verschlechtert. Windstärke 8-9 in Böen 10. Sturm bis schwerer Sturm. Jetzt heißt es einfach nur noch ‚Abwettern‘. Geschwindigkeit auf 6-7 Knoten reduzieren, Fahrt schräg gegen die Wellen. Ansonsten das Schaukeln einfach ertragen.  Quasi zur Aufheiterung entdecke ich unmittelbar neben unserem Schiff einen großen Schwarm Delfine. Die Burschen scheinen die Bedingungen zu genießen. Jedenfalls toben und springen sie übermütig durch die hohen Wellen. Schade dass ich jetzt nicht fotografieren kann.

Jürgen hat heute Geburtstag und zu einem kleinen Empfang in die Lounge eingeladen. Die stürmischste Geburtstagsfeier, die er bisher erlebt hat. Für die nächsten ZEHN alles Gute und ‚Hol di fuchtig‘.


Mittwoch, 11. Mai 2011 – UTC-3 – (125. Tag) Philadelphia - Antwerpen

Letzte Nacht ganz gut geschlafen. Zum Glück keinerlei Anzeichen von Seekrankheit. Das Schiff fährt mit lediglich elf Knoten einigermaßen ruhig. Die Wetterbedingungen sind heute Morgen fast unverändert schlecht, nur Nebel ist noch dazugekommen. Windstärke 8 und starker Seegang. Die Wassertemperatur ist innerhalb von zwei Stunden von 23°C auf 10°C gefallen. Es ist kalt und wir haben ziemlich starke Strömung. Wir bewegen uns wohl in der Randregion des Golfstroms. Wir fragen uns beim Mittagessen, ob die Jungs nebenan so laut singen weil sie Spaß haben oder die Angst vertreiben wollen. Unsere Filipinos sind sehr abergläubisch. Ich verziehe mich nach dem Essen mit meinem Laptop ins warme Bett; Film ansehen.

17:00 Uhr Wetter unverändert schlecht. Die Wellenberge werden größer. Beim Eintauchen hat man manchmal das Gefühl, das Schiff bricht auseinander, so laut kracht und rummst es. Nur noch 4-5 Knoten Fahrt um die Steuerfähigkeit zu erhalten. Kursänderung um 100° in Richtung Süden. Starke Dünung von achtern, aber so entkommen wir langsam dem Sturmtief, wenn auch auf Umwegen.


Donnerstag, 12. Mai 2011 – UTC-2 – (126. Tag) Philadelphia - Antwerpen

Nach über drei Tagen sind wir immer noch vor der amerikanischen Küste, aber die Wettersituation hat sich deutlich verbessert. Nur noch 6 Windstärken und das Krachen ist endlich vorbei. Wir fahren jetzt mit leicht erhöhter Drehzahl (90rpm). Noch 2.904 Meilen bis Antwerpen. Der Kapitän will wohl die Hochzeitsfeier seiner Nichte in Herzogenaurach pünktlich erreichen. Durch das Abwettern des Schlechtwettergebietes haben wir einen ganzen Tag verloren. Aktueller Kurs 75° Richtung Ärmelkanal. Petrus nun reicht es erst mal!

Freitag, 13. Mai 2011 (127. Tag) Philadelphia – Antwerpen

Kurs 56° und in 24 Stunden 439 Meilen gefahren. Rest 2465. Endlich wieder normale Bedingungen. Die Wassertemperaturen ‚jumpen‘ wie der Käpt’n es nennt. Durch starke Strömungen gehen sie schnell mal von 20°C auf 10°C und umgekehrt. ETA Antwerpen 19. Mai, ETA Hamburg 24. Mai 2011 We’ll see.
Der Kapitän zeigt mir einen Ausschnitt aus dem New York Journal. Die Firma Maersk aus Dänemark, größte Containerschiff-Reederei der Welt, erhöht die ‚Piratenzuschläge‘. Transporte durch Piratengebiet werden deutlich teurer. Die Anzahl der Überfälle im ersten Quartal 2011 hat enorm zugenommen. Der Schaden geht in die Milliarden! Die Verantwortlichen der Firma appellieren an die Politiker weltweit für klare Verhältnisse zu sorgen. Geschehen ist bisher leider fast nichts. Länder wie z.B. Malaysia gewährleisten derzeit ein wenig Sicherheit in einem Piratengebiet so groß wie Europa. Der Rest hält es lieber wie der Vogel Strauß. Wir gehören vorerst zu den letzten Passagieren, die mit einem Rickmers-Schiff noch in einem Stück um die ganze Welt fahren konnten. Künftig werden auf der Strecke zwischen Italien und Singapur keine Passagiere mehr befördert.
Die ‚Heidschnucken‘ sind heute bei Gaby und Hotty. Herzliche Grüße und viel Spaß! Der Winter ist doch eigentlich vorbei, oder? Bei der nächsten Party (in Heber?) bin ich hoffentlich wieder dabei. Den Schützenmädels viel Spaß beim morgigen Sommerausflug. Ich freue mich diesmal besonders auf das nächste Schützenfest.

Samstag, 14. Mai 2011 (128. Tag) Philadelphia – Antwerpen

Noch 2.065 Meilen bis Antwerpen. Lausig kalt heute, nur 5°C, Wasser 4°C, dichter Seenebel. Die geplante Party in der Blue Bar wurde wegen Kälte verschoben. Ansonsten ruhiger Tag auf See. Zeit Bilder für Jose und meine Mitreisenden zu kopieren und meinen Datenbestand durchzuforsten. Wer will schon über 1.000 Bilder sehen. Außerdem ist heute noch Waschtag.
Der Kapitän erzählt mir nach dem Lunch von zwei ganz besonderen Transporten, die er auf der Rickmers-Linie durchgeführt hat. Einmal handelte es sich um ein sündhaft teures Bauteil für die internationale Raumstation von Japan in die USA. In dem anderen Fall brachten sie für einen Zoo lebende weiße Tiger von Philadelphia nach Hamburg.

Sonntag, 15. Mai 2011 – UTC-1 – (129. Tag) Philadelphia – Antwerpen

Nach dem ursprünglichen Fahrplan sollte unsere Reise heute eigentlich zu Ende sein. Aber Frachtschiffreisen lassen sich nun mal nicht exakt planen. Was soll’s, wo bekommt man schon mal eine Woche Urlaub mit Vollpension gratis? Zum ersten Mal auf der langen Reise empfinde ich sowas wie Langeweile. Die offizielle Party ist ausgefallen. Seit Tagen können wir wegen des schlechten Wetters nicht an Deck. Immer nur in der Kabine hocken. Die Bücher fast alle gelesen, alle Filme gesehen, Wäsche liegt frisch gewaschen im Schrank, die Bilder sind verteilt, Crew-Liste und Tagebuch sind aktuell und Computerspiele machen auch nur begrenzt Spaß. Dazu nimmt die Freude auf zu Hause enorm zu. Noch 1.687 Meilen bis Antwerpen, also noch gut eine Woche bis Hamburg.
15:30 Uhr. Ich werde aus meiner sonntäglichen Nachmittagsruhe gerissen. Alarm, endlich mal wieder was los an Bord? Rettungsübung, diesmal nur für die Crew. Nicht mal am freien Sonntag-Nachmittag haben die Jungs ihre Ruhe. Uns Passengers braucht man dazu nicht, also weiterlesen.
Nach dem Abendessen Anruf aus der Crew-Messe. Einladung zum Karaoke-Singen. Immer wieder schön und ein gemütlicher Abend mit den Jungs. Mittlerweile habe ich mich an ihre Aussprache gewöhnt und die Verständigung klappt, im Vergleich zum Beginn der Reise, sehr viel besser. So erfährt man im Laufe der Zeit die unterschiedlichsten Geschichten aus ihrer Heimat. Ganz hoch im Kurs steht bei Ihnen die Familie. Es kann dabei auch schon mal vorkommen, dass jemand mit vier Frauen sieben Kinder hat oder eine Frau auf den Philippinen und eine in Australien. Natürlich beide mit Kindern. Seeleute haben da so ihre eigenen Vorstellungen.

Montag, 16. Mai 2011 – UTC-Time – (130. Tag) Philadelphia – Antwerpen

Ruhige See, 3 Beaufort, Position um 16:00 Uhr 46°28,5‘ N, 27°09,4‘ E rund 400 Meilen nördlich der Azoren. Noch 1.307 Meilen bis Antwerpen Pilot. Ankunft voraussichtlich Freitag 20.05. früh morgens. ETA Hamburg nach dem neuesten Schedule am Dienstag, 24.05.2011, 06:43 Uhr. Am späten Nachmittag kommt endlich mal wieder die Sonne raus und Jürgen kredenzt uns zum Sonnenuntergang an Deck einen leckeren Blindmaker.


Dienstag, 17. Mai 2011 (131. Tag) Philadelphia – Antwerpen

Sonnenschein beim Frühstück. Petrus hat wohl ein schlechtes Gewissen. Oder ist es nur das Azoren-Hoch? Wir genießen an Deck jedenfalls den ersten wirklich schönen Tag auf dem Atlantik. Eine einzelne Mehlschwalbe fliegt auf dem Schiff herum. Wo mag die hier draußen nur herkommen. Noch 904 Meilen bis Antwerpen. Am Nachmittag habe ich mich mit dem ‚Chief‘-Ingenieur im Maschinenraum verabredet. Immer wieder beeindruckend diese gewaltige Technik. Unser Verbrauch bei Normalbetrieb ca. 33 to Schweröl in 24 Stunden. 21.500 Pferde haben nun mal Hunger. Bei einem Preis von 460$/to belaufen sich allein die Treibstoffkosten auf rund 15.000 $ am Tag. Bei erhöhter Drehzahl natürlich deutlich mehr. Komisch warum fangen Kaufleute immer gleich an zu rechnen? ?

Mittwoch, 18. Mai 2011 – UTC+1 –  (132. Tag) Philadelphia – Antwerpen

Still 530 Miles to Antwerp/Belgium. Die Sonne hat sich wieder verkrochen. 13°C, Wasser 14°C, einfach zu kalt fürs Deck. Also langsam anfangen mit Bude aufräumen. Man staunt was sich da in vier Monaten so alles angesammelt hat. Ich werde in Antwerpen wohl noch einen Koffer dazukaufen müssen.

Am Abend passieren wir die Scilly-Inseln vor Land’s End. Eine Gruppe von 140 kleinen Inseln in der südwestenglischen Grafschaft Cornwall. Auf fünf von den Inseln leben so an die 2.000 Menschen und es gibt sogar ein Mobiltelefonnetz. Also schnell mal mit Musie und Markus telefonieren und Meldung machen. Der letzte Ozean ist geschafft, wir sind zurück in Europa. Irgendwann in der Nacht kreuzen wir im Ärmelkanal unseren Kurs vom 8. Januar 2011 und damit endet ganz unspektakulär meine erste(?) Globus-Umrundung. 130 Tage hat’s gedauert.

Donnerstag, 19. Mai 2011 – UTC+2 – (133. Tag) Philadelphia – Antwerpen

Ausgerechnet bei der letzten Zeitumstellung hab ich verschlafen. NO Breakfast! What shall’s. Der Körper weigert sich eben irgendwann 23-Stunden-Tage zu akzeptieren. Mein letzter Apfel muss heute als Frühstück genügen.
Antwerpen ist nach Rotterdam und vor Hamburg der zweitgrößte Hafen Europas. Auf dem Weg zur Schelde-Mündung begegnen uns der Luxus-Segler ‚Sea-Cloud‘ und die gerade in Hamburg getaufte ‚Mein Schiff 2‘. Komischer Name. O.K. Nur die seltsame Bemalung? Ich finde, man kann’s auch übertreiben! Wir sind froh, nicht Passagiere in dieser Urlaubsfabrik sein zu müssen. Wo mag die Entwicklung dieser Massenabfertigungsschiffe wohl noch hingehen? Man muss sich doch fast fühlen wie die Hühner in einer Legebatterie. Enger geht’s nimmer. Ballermann lässt grüßen. Wie schön ist es da in der Beschaulichkeit und Ruhe auf unserer ‚Rickmers Hamburg‘. Seefahrt Live! Abenteuer pur! Mittendrin und ohne nervende Animateure. Käpt‘ns-Dinner? Haben wir jeden Tag! Unterhaltungsprogramm? Machen wir in Eigenregie! Luxus? Was ist eigentlich wirklicher Luxus?

19. Norfolk - Philadelphia

Freitag, 6. Mai 2011 (120. Tag) Norfolk (Virginia) – Philadelphia (Pennsylvania)

In Norfolk ist die amerikanische Atlantikflotte stationiert. Über 2o Kriegsschiffe liegen aktuell hier. Darunter gleich mehrere Flugzeugträger. Wir werden hier nur kurz verweilen. Zwei Generatoren der Firma Siemens sind zu laden. Gewicht pro Stück ca. 350 Tonnen und viele Millionen Euro teuer. Wir machen uns wieder mit dem gleichen Taxifahrer auf den Weg in die Stadt. Er ist pensionierter Marine-Soldat (Eine Woche Taxi, eine Woche frei) und ein wahres Organisationstalent. Heute Nachmittag ist er nicht im Einsatz. Kein Problem, wir sollen ihn trotzdem auf dem ‚Mobile Phone‘ anrufen, er will sich um einen anderen Fahrer kümmern und wird dafür sorgen, dass wir pünktlich zum Schiff zurückkommen.


In einem kleinen Café am Hafen endlich mal wieder die Gelegenheit ausgiebig mit den Liebsten daheim zu ‚skypen‘. Der anschließende Stadtbummel bestätigt unseren Eindruck. Überall sehr sauber. An vielen Stellen sind Gärtner mit der Pflege der öffentlichen Grünanlagen beschäftigt. Wir hören, dass Norfolk eine Stadt ist, in der man sehr gut leben kann.
Unser Taxifahrer organisiert für uns, wie versprochen, die Rückfahrt. Der Kollege ist ebenfalls schon pensioniert und siebzig Jahre alt. Er will noch ein paar Jahre fahren, einfach so, weil‘s Spaß macht und er so seiner Frau zu Hause nicht auf den Geist geht. Er erzählt von einem ehemaligen Kollegen, der kürzlich sein fünfzigstes Jubiläum als Taxifahrer in Norfolk hatte und nun mit mittlerweile achtzig Jahren endgültig in Rente gegangen ist.

Bei Ankunft im Hafen hatten wir schon ein Gänsepaar mit sechs Jungen beobachtet, die auf dem Dach einer riesigen Lagerhalle unterwegs waren. Das Dach ist vielleicht ein sicherer Platz zum Brüten und ein guter Schutz vor Feinden. Aber wo findet man Wasser und Nahrung und wie bekommt man die jungen Gössel von dem bestimmt sieben Meter  hohen Hallendach herunter? Mutter-Gans „Amanda“ ist offensichtlich den Trubel im Hafen gewohnt. Sie bewegt sich jedenfalls wie selbstverständlich zwischen den vielen Maschinen und Fahrzeugen.
Als wir am Nachmittag zurückkehren, sehen wir leider nur noch vier Junge. Die Natur (Möwen) hat wohl auch hier ihre natürlichen, manchmal sehr harten, Regeln. Ob sich Amanda mit ihrem Nistplatz auf dem Dach nicht doch ein wenig vertan hat?



Am späten Nachmittag verlassen wir Norfolk für den kurzen Tagestrip nach Philadelphia.

Freitag, 6. Mai 2011

18. Houston - Norfolk/Virginia


Mittwoch, 27. April 2011 (111. Tag) Houston (Texas)

Die Revierfahrt nach Houston beginnt in den frühen Morgenstunden. Rund einhundert (!) Kilometer rechts und links nur Industrieanlagen. Raffinerie reiht sich an Raffinerie. Man kann sich das kaum vorstellen. Aber der amerikanische Markt will nun mal mit Energie versorgt werden. Houston ist die größte Stadt in Texas mit einem riesigen Hafen. Hier ist nahezu alles von der Erdölindustrie geprägt. Wir machen im City Port Berth 27/28 fest. Eine Dame vom Seemannsclub holt uns vom Schiff ab. Die Seemannsmission ist sehr schön; die Leute sehr nett. Es gibt gerade frischen Kuchen. Die Dame im Shop erkennt Rina sofort wieder. Rina war vor zwei Jahren schon einmal hier und hatte ihr damals eine Mütze geschenkt. Auf meine Frage wo ich denn einen amerikanischen ‚hard-hat‘ kaufen könne, versichert sie mir, ein Exemplar für mich zu besorgen. -  Ruhe!  -  Endlich in entspannter Umgebung ein langes Skype-Gespräch mit Musie führen.

Donnerstag, 28. April 2011 (112. Tag) Houston (Texas)

Transportprobleme! Im Hafen dürfen wir auch hier nicht zu Fuß laufen. Die Gates sind nur mit den Bussen des Seemanns-Clubs zu erreichen. Die wiederum beginnen ihren offiziellen Dienst erst um 18:00  Uhr, (Schichtende der Seeleute). Einzelne Fahrten dazwischen werden hin und wieder von den Angestellten mit ihren Privatautos erledigt. Um in den Hafen zu gelangen ist eine ‚TWIC-Card‘ erforderlich. Uns stellt man natürlich für 3-4 Tage keine aus. Ein einziges Taxi-Unternehmen aus Pasadena darf uns direkt vom/bis Schiff befördern. Der peruanische Fahrer Eduardo bringt uns dann nach langer Wartezeit auch endlich in die Stadt. Wie wenig interessant ‚Downtown‘ zu sein scheint, erkennt man schon daran, dass der Taxi-Fahrer nicht einmal das Rathaus kennt. Ich laufe eine Weile kreuz und quer durch die Straßen. Nur supermoderne Bürotürme, kaum Menschen und wenig Geschäfte. Mit einem Metro-Bus (Linie 50) fahre ich dann einfach einmal bis zur Endstation; mal sehen was so passiert?

Nahezu eine Stunde durch typisch amerikanische Vororte bis zum William P. Hobby Airport. Ganz schön, aber wirklich nichts Besonderes. Bei Macy’s kaufe ich dann noch ein paar Hosen und T-Shirts. Die Rückfahrt gestaltet sich wieder extrem schwierig. Eduardo ist ‚busy‘ und hat erst in einer Stunde Zeit. Sein Chef sagt mir ein anderes Taxi zu. An der vereinbarten Kreuzung stehen und WARTEN! Der Berufsverkehr setzt ein und mein Taxi kommt und kommt nicht. Meine Nachfrage in der Zentrale ergibt, man habe im Moment keinen Fahrer mit TWIC-Karte. Wann denn etwa? Antwort: Eventuell in 2-3 Stunden oder morgen früh! Ich bin sprachlos. So eine Sch…..! Nochmal bei Eduardo versuchen. Glück gehabt. Er hat gerade eine Tour beendet und bringt mich nach über zwei Stunden Wartezeit endlich zurück zum Schiff. HOUSTON – FORGET IT – Geld allein macht es nicht!

Bei meiner Rückkehr liegt vor meiner Tür eine große Tüte. Oh.. ein ‚hard-hat‘! Thank you Miss Sunshine, you’re the BEST! Jose nimmt für mich ein kleines Dankeschön-Präsent mit zum Seemannsheim. Heute ist dort Pizza-Party. Ich bin total groggy und hab einfach keine Lust mehr nochmal loszuziehen.


Freitag, 29. April 2011 (113. Tag) Houston (Texas)

Jürgen hat mit Eduardo vereinbart uns um 9.00 Uhr abzuholen. Er bringt uns nach Galveston-Island. Endlich mal keine Industrieanlagen und Bürotürme, sondern langer Strand und viele sehr schöne Häuser. Beim letzten Hurrikan (September 2008) stand die Insel meterhoch unter Wasser. Offenbar wurden danach viele Häuser verlassen. Hier ist es wunderschön aber es ist so … ein wenig der Lack ab.


Samstag, 30. April 2011 (114. Tag) Houston (Texas) – Norfolk (Virginia)

‚Us Koopmann‘ feiert heute Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch den ‚Bosselmännern‘  und alles Gute für die Zukunft! - Rina hat heute Geburtstag. Ebenfalls alles Gute und viel Gesundheit für die kommenden Weltreisen.
 

‚Shore leave expired: Noon’. Es lohnt sich also nicht mehr an Land zu gehen. Beim Mittagessen verlängert der Kapitän bis 16:00 Uhr. Da könnten wir ja noch schnell mal zum Seemannsheim fahren und mit zu Hause Kontakt aufnehmen. Aber: Es besteht zwar die Möglichkeit uns sofort abzuholen, nur für die pünktliche Rückfahrt steht kein Auto zur Verfügung! Wir können es kaum glauben: Wer ist hier bloß für die Organisation zuständig. F...U. Ich mache aus der Not eine Tugend und wasche schnell noch zwei Maschinen Wäsche. Auf dem Pilot-Deck ist es extrem schmutzig und die Klamotten entsprechend schnell ebenso. Rußpartikel überall!
Seltenes Glück: WiFi-Verbindung mit Sonnenschutz

Der Hauptmotor läuft schon geraume Zeit und der Wind weht den Ruß genau über unser Sonnendeck. Außerdem haben wir kein warmes Wasser. Es gibt offenbar Probleme mit dem WW-Boiler. Die Ersatzteillieferung lässt wohl auf sich warten. Gegen 22:00 Uhr legen wir ab. Das Fahrwasser ist extrem schmal. Gegenverkehr kann uns an vielen Stellen nicht passieren. Trotzdem fahren wir mit eigener Kraft und ohne ‚TUGs‘ Schlepperhilfe. Der Lotse wird schon wissen was er tut. Mit geringer Geschwindigkeit passieren wir, diesmal im Dunkeln, die gewaltigen Raffinerie-Anlagen. Houston - eine Stadt, die man nicht gesehen haben muss.

Sonntag, 1. Mai 2011 (115. Tag) Houston (Texas) – Norfolk (Virginia)

Ruhige Fahrt durch den Golf von Mexiko. Hunderte von Bohrinseln stehen hier im Meer. Morgens mit Kaltwasser duschen. Brrrr…. Kalt aber immerhin, man ist sofort hellwach. Was mag denn da bloß im Maschinenraum los sein? Der Kapitän hat gestern nur allgemein von ‚trouble‘ gesprochen.

Die Kufferkerls stellen heute in Heber den Maibaum auf. Viel Spaß bei der Maifeier!
Der Mai ist gekommen, die Bäume schlagen aus… !
Ich vermisse das satte frische Grün. Unseren Garten mit dem blühenden Teich. Das Vogelgezwitscher im Busch und den Wald in Langwedel. Die Wanderungen durch die Heide. Diese himmlische Ruhe. Kommt jetzt das Heimweh? Musie stelle bitte schon mal unsere Wanderschuhe raus. Ronja wartet ja bestimmt auch schon. Auf dem glasklaren Meer und besonders hier in den Tropen ist es zwar wunderschön, tolle Strände, Palmen, tropische Pflanzen, aber eben anders. Da wir meistens in großen Städten an Land gehen, sehne ich mich einfach nur nach Landschaft und Natur. Komisch, wenn ich zu Hause bin, sehne ich mich nach einiger Zeit bestimmt wieder nach fernen Ländern. Mal sehen ob es nach dieser langen Reise anders sein wird. We’ll see…


Montag, 2. Mai 2011 (116. Tag) Houston (Texas) – Norfolk (Virginia)

K. b. V. - Warmwasser wieder OK, Kurs 117° Richtung Key West (Florida), glasklares Wasser 26°C, Sonnenschein, Windstärke 6 ESE, Schwimmen, Sonnen und Gelegenheit Tagebuch und Crew-Liste zu aktualisieren. Leider begleitet uns heute keinerlei sichtbares Getier.


Dienstag, 3. Mai 2011 (117. Tag) Houston (Texas) – Norfolk (Virginia)

Wir passieren die lange Reihe der Florida-Keys. Viele kleine Koralleninseln, die durch Brücken miteinander verbunden sind. Am Ende liegt der südlichste Punkt der USA ‚Key West‘. Die ehemalige Heimat von Ernest Hemingway. Schade dass wir diesmal keine Fracht für Florida haben. Irgendwo da draußen auf Backbord liegt auch meine persönliche Trauminsel 'Sunibel-Island'. Musie, schön war’s dort, gell?

Nach dem Mittagessen Roger Willemsens Buch ‚Die Enden der Welt‘ weiterlesen. Interessante Beobachtungen, die er da schildert. Eine Erfahrung meiner Reise um die Welt ist, dass ich die zufriedensten und freundlichsten Menschen dort angetroffen habe, wo die Jagd nach Geld und Erfolg nicht den wichtigsten Lebensinhalt darstellt. Echte Lebensqualität lässt sich nun mal nicht in Dollar und Euro, Nobel-Autos, Armani-Klamotten und sonstigem Schickimicki-Outfit messen. Menschlichkeit hat nichts mit ‚Kohle‘ zu tun. Das Streben nach immer MEHR erzeugt keine Zufriedenheit (eher das Gegenteil). In den Finanzmetropolen hatte ich jedenfalls nie den Eindruck auf zufriedene Leute zu treffen. Nett, freundlich aber sehr oberflächlich und irgendwie immer in rastloser Eile. (fast wie in Deutschland) Auf der Jagd nach… ? Sie wissen es wahrscheinlich selbst nicht.

Andererseits ist die Möglichkeit, dass man einem anderen Menschen, wie auch immer, helfen durfte, ein schönes Gefühl. In vielen Teilen Asiens ist beispielsweise der Schenkende (!) zu Dank verpflichtet, nicht der Beschenkte! Darüber sollte man vielleicht mal nachdenken. Die Lebensfreude der Menschen ist jedenfalls faszinierend, obwohl es ihnen wirtschaftlich  oft nicht so gut geht. Zufriedenheit ist eine Sache der inneren Einstellung. Zufrieden leben zu können bedeutet großes Glück und wirkliche Lebensqualität. Wir können noch viel lernen (immer vorausgesetzt wir wollen auch).
Unsere 'Jungs' - Immer gut drauf!

Am Horizont zieht die Skyline von Miami vorbei. Die Jungs spielen Basketball. Ein wunderschöner Sonnenuntergang beschließt den Tag.

Mittwoch, 4. Mai 2011 (118. Tag) Houston (Texas) – Norfolk (Virginia)

Wir durchqueren die ‚westliche Ecke‘ des berüchtigten Bermuda-Dreiecks. Keine Seeräuber, keine undefinierbaren Naturgewalten. Nur eine kleine völlig erschöpfte Lerche, die sich offenbar verflogen hat, landet auf dem Achterschiff. ‚Pieps‘ noch einen Tag durchhalten, dann setzen wir dich in Norfolk ab. Man merkt, dass wir weiter nach Norden kommen, das Wasser ist zwar immer noch 25°C warm, aber es wird deutlich kühler. Im Schatten braucht man wieder ein T-Shirt. Ich genieße ein letztes Bad im Swimmingpool und bereite mich auf den Landgang in Norfolk vor. Ich muss unbedingt einkaufen.


Donnerstag, 5. Mai 2011 (119. Tag) Houston (Texas) – Norfolk (Virginia)

Wasser 14°C, Luft 12°C und die Jungs arbeiten ausgerechnet jetzt an der Klimaanlage. Habe selten im Bett so gefroren wie letzte Nacht. Zum Glück funktioniert die Zusatzheizung im Bad und ich kann mich dort ein wenig aufwärmen. Am Horizont tauchen die ersten Kriegsschiffe auf. Norfolk ist der Stützpunkt der amerikanischen Atlantikflotte.
Der Lotse kommt wieder pünktlich. 11:40 Uhr und die Anfahrt nach Norfolk beginnt. Um 13:50 Uhr machen wir am Internationalen Terminal von Norfolk,  Pier 1 fest. Auch hier benötigen die Taxi-Fahrer eine TWIC-Card. Der Fahrer darf uns aber direkt am Schiff abholen. Die Stadt macht einen sehr sauberen Eindruck. Schöne Grünanlagen, gepflegte Häuser. Der Fahrer zeigt uns während der Fahrt nach Downtown stolz sein neues Smart-Phone und fragt (sprachgesteuert) in diversen Geschäften für uns Preise und Liefermöglichkeiten ab.  Als wir im Shopping-Center ankommen wissen wir schon, wo wir zum günstigsten Preis einkaufen können. Technik die (nicht nur ihn) begeistert.

Zurück an Bord trifft mich beim Öffnen meiner Kabinentür fast der Schlag. Meine Bude ist ‚affenheiß‘. Also das mit der Klimaanlage müssen wir wohl noch ein wenig üben.

Mittwoch, 27. April 2011

17. New-Orleans - Houston/Texas



(Oster-) Sonntag, 24. April 2011 (108. Tag)  New Orleans

Irgendwann in den frühen Morgenstunden haben wir in New Orleans festgemacht. Verschlafen.
Der Landgang gestaltet sich schwieriger als erwartet. Die Immigration lässt uns warten. Es ist Oster-Sonntag. Erst gegen 13:30 Uhr tauchen die schwer bewaffneten Beamten auf. Wir müssen komplett neue Einreiseformulare ausfüllen. Nächstes Problem: Im Hafengelände dürfen wir nicht zu Fuß gehen, einen Shuttle-Service gibt es nicht und Taxen dürfen nicht rein. Wie bitteschön sollen wir dann in die Stadt kommen? Alle zucken mit den Schultern, die Regeln sind hier halt so.
Zum Glück hat der Agent für den Chief-Ingenieur einen Bus bestellt der ihn zum Flughafen bringen soll. Der Fahrer nimmt uns mit in die Stadt und wir vereinbaren mit ihm auch den Rücktransport. Wir lassen uns zum Jackson Square bringen. Im French Quarter, besonders in der Bourbon Street,  ist heute der Teufel los. Ostern ist hier Gays-Day mit Umzügen und Live-Musik an allen Ecken.

Eine gigantische Party mit ausgelassen feiernden Menschen. Wir probieren bei ‚Pat O’Briens‘ den legendären Hurricane-Cocktail. Lecker, aber oho! (%o). Mit Mike und Carry und einem jungen Paar aus Brasilien genießen wir die ausgelassene Stimmung. Viele Leute in unglaublichen Kostümen. Toll aussehende Frauen sind allerdings häufig Männer oder sowas dazwischen (Gays Day). Unglaubliche Typen und Riesen-Spaß.

(Oster-) Montag, 25. April 2011 (109. Tag)  New Orleans
Der Seemannsclub ist nicht zu erreichen also wieder den teuren RMT-Bus-Service anrufen. Wir bummeln dann noch einmal gemütlich durch das French Quarter und die Bourbon-Street. Dann am Ufer des Mississippi lang. Eigenartiger Anblick wenn die Schiffe höher fahren als die Autos. Etwa drei Viertel der Stadt liegt unter dem Meeresspiegel. Daher seinerzeit die verheerenden Überschwemmungen durch den Hurrikan ‚Katrina‘ im Jahr 2005.

Viele Straßenmusiker sind bereits wieder im Einsatz. New Orleans und Jazz gehören natürlich zusammen. Diese Vielfalt und die gute Stimmung, die sie verbreiten, reißen einen einfach mit. Macht richtig Spaß. Zum Abschluss lasse ich mir noch einmal Seafood schmecken. Am Ufer des Mississippi schmecken die natürlich besonders gut. An den vielen Geschäften und Souvenirläden kommt man natürlich auch nicht einfach so vorbei. Um 18:00 Uhr bringt uns der Fahrer pünktlich zurück zum Schiff.


Dienstag, 26. April 2011 (110. Tag) New Orleans – Houston (Texas)


Kurz nach Mitternacht verlassen wir New Orleans. Leider wieder eine Nachtfahrt auf dem Mississippi. Der Golf von Mexiko ist heute ganz schön unruhig. Wie sich die Zeiten ändern; bei diesem Seegang wären wir am Anfang unserer Reise wohl kaum auf die Idee gekommen, an Deck einen Cocktail-Abend zu veranstalten.


Aber 'Pat O’Brien‘s Hurricane-Cocktail-Mix‘ muss ja wenigstens mal probiert werden. Jose hat uns eine Schüssel mit Eis vorbereitet. Das Cocktail-Pulver (wo außer in Amerika kommt man auf solche Ideen??) hab ich gestern Abend schon in Wasser aufgelöst und den Saft gut gekühlt. Also kann’s losgehen. Rum als Basisgetränk ist eigentlich(*) immer verfügbar und so nach und nach bekommen wir auch das Mischungsverhältnis immer besser in den Griff: ganz viel Eis, ein Teil Rum, ein Teil Saft und fertig ist der ‚Hurricane‘ - ECHT LECKER! (und um neun ins Bett).

(*) Im Moment ist nicht nur unser Proviant ziemlich geschrumpft, sondern der Slopchest ist nahezu ausverkauft. Allerhöchste Zeit, dass in Houston Nachschub an Bord kommt!!!