Donnerstag, 26. Mai 2011

21. Antwerpen - Hamburg

Freitag, 20. Mai 2011 (133. Tag) Antwerpen

Hauptbahnhof Antwerpen mit Zoo gleich nebenan
Stadhuis (Rathaus) am Grote Markt
Het Steen (Schloss an der Schelde)

Die Riverfahrt auf der Schelde findet leider bei Nacht statt. Um 05:30 Uhr legen wir am Churchill-Dock, Berth 468 an. Auf das Taxi am Morgen nach Downtown sollen wir 1,5 Stunden warten. Das dauert uns zu lange. Wir machen uns auf den Weg zum Bus. Bis zur Haltestelle der Linie 31 laufen wir etwa 30 Minuten. An der Central-Station steigen wir aus. So ein schmuckes Bahnhofs-Gebäude hab ich noch nie gesehen. Überhaupt entpuppt sich Antwerpen als eine sehr schöne Stadt.


Dass wir wieder zurück in Europa sind, können wir leider auch am Verhalten einiger Menschen feststellen. Hier fragt uns nach fünf Minuten Stadtplan ‚drehen‘ niemand ob er einem helfen kann. In einem Restaurant am Rathausplatz bedient uns ein sehr unfreundlicher Kellner. Unmotivierte Verkäufer(innen) sind leider eher die Regel als die Ausnahme. Zum Glück gibt’s auch positive Überraschungen. Die Preise haben hier natürlich auch wieder mitteleuropäisches Niveau. LEUTE das geht auch anders!!!

Auf dem Rückweg kaufe ich mir noch schnell einen zusätzlichen Koffer. Irgendwie läuft in meiner Kabine der Schrank fast über und mit nach Hause soll ja alles. Für Jose, Rina und die Försters lasse ich in einem Fotolabor  ein paar Erinnerungsbilder von unserer Reise anfertigen. Der Abschied rückt näher. Am Abend nochmal mit dem Bus in den gut ausgestatteten Seemanns-Club. Skypen ohne Limit und ein ‚Frisch Gezapftes‘. Um kurz vor Mitternacht zurück an Bord. Die Jungs müssen jetzt arbeiten. Ich gehe ins Bett.

Samstag, 21. Mai 2011 (134. Tag) Antwerpen (Brügge)

Rina wird heute Mittag von einem Freund abgeholt. Für sie endet die Reise hier. Wir verbliebenen drei wollen mit dem Zug nach Brügge. Helmut will nach Brüssel. Der 09:34er zeigt uns gerade noch die Rücklichter. Wäre, hätte, wenn…. nützt nichts; einfach auf den nächsten warten. Nach knapp 1,5 Stunden Fahrt im voll besetzten Zug kommen wir in Brügge an. Erstaunlich wie viele Menschen hier an einem Samstagvormittag unterwegs sind. In Brügge ist Markttag. Die mittelalterliche Stadt ist wunderschön. Viele alte Häuser und Kirchen, kleine Gassen und gemütliche Restaurants. Hätte ich in Belgien nicht vermutet. Aber Brügge wurde ja nicht zufällig von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Die historische Innenstadt wurde nie durch Kriege oder große Brände zerstört. Touristen aus aller Welt trifft man hier. Erinnert mich ein wenig an Venedig. Urlaubsland Belgien! Kam in meiner persönlichen Urlaubsziel-Liste bisher nicht vor. Hier gibt es so viel zu sehen, dass es sich auf jeden Fall lohnt wiederzukommen. An der einen oder anderen Schokoladen-Probe bei einem ‚Chocolatier‘ kommt man natürlich  ebenfalls nicht vorbei. Unglaublich LECKER!

Auch vom Bierbrauen verstehen die Belgier was. Das Bier unter der Buche am Rozenhoedkai schmeckt jedenfalls vorzüglich. Das Waschbecken im Goldfischaquarium oder die an einen Gummiband unter der Decke befestigten Getränkekarten, pfiffige Ideen. Am späten Nachmittag geht’s gemütlich mit dem Zug wieder zurück. An Deck noch ein wenig die Abendsonne genießen.

Sonntag, 22. Mai 2011 (135. Tag) Antwerpen

Man glaubt es nicht, neun (!) Stunden durchgeschlafen. Jetlag, Landgänge und zwei kurze Nächte fordern irgendwann ihren Tribut. Von dem schweren Gewitter in den frühen Morgenstunden hab ich jedenfalls nichts gehört. Nach dem Frühstück packe ich erstmal den neuen Koffer. Nanu, die Bude ist ja noch genauso voll wie vorher!? Ansonsten ist heute Ruhetag. An Deck lesen, ab und zu ein wenig wegschlummern. Tau schön. Die Ladetätigkeiten werden langsam weniger. Dinnertime, wir sind fertig zum Auslaufen. Der Lotse und zwei Schlepper kommen um 20:15 Uhr. Das Schleusenmanöver ist hochinteressant. Fast wie mit dem Hausboot, nur viel viel grösser. Der gesamte Schleusenvorgang dauert fast 1,5 Stunden. Ich bin überrascht, wie viele Schiffe hier gleichzeitig auf engstem Raum in die Schleuse passen. Erstaunt sind wir auch über den tadellosen Zustand der Binnenschiffe. Wenn Kapitän und Eigentümer dieselbe Person sind, wird offenbar gründlicher gepflegt. Die Schiffe sehen jedenfalls durchweg fast aus wie neu.

Montag, 23. Mai 2011 (136. Tag) Antwerpen - Hamburg

Um 04:20 Uhr hat der Lotse das Schiff verlassen. Freie Fahrt Richtung Heimat, mit fast 20 Knoten nach Nordnordost. Mittags passieren wir die westfriesische Insel Terschelling und Kaffeezeit die erste deutsche (ostfriesische) Insel Borkum. Der Chief-Ingenieur fragt uns lachend, ob wir die Luft von Cuxhaven schon riechen können.


So… die Koffer sind gepackt. Noch ein paar Kleinigkeiten und es kann losgehen. ‚Clear to sign off‘. Noch eine Nacht an Bord. Schon ein komisches Gefühl nach so langer Zeit.

Eckhard, Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag und zum Beginn des Rentenzeitalters. Ich hab es leider nicht ganz geschafft zum ‚Chinesische Eier essen‘ zurück zu sein. Aus den ursprünglich geplanten 126 Reisetagen sind ein paar mehr geworden und wir kommen mit leichter Verspätung zurück. Sozusagen ein Bonus für unser gutes Benehmen?.

Schon ein ganzes Stück vor Scharhörn kommt der Lotse an Bord. Donnerwetter solch ein luxuriöses Lotsenboot haben wir ja nicht einmal bei den Amerikanern gesehen. Hut ab! 20:00 Uhr, Deutschland hat uns nach gut viereinhalb Monaten wieder. Wir passieren die ‚Alte Liebe‘ in Cuxhaven. Endlich mal wieder wunderschöne Windräder. Lange nicht gesehen. Gibt’s wohl in keinem Land der Welt in dieser Konzentration.

Schnell noch ein paar philippinische Ausdrücke notieren, die ich mir unbedingt merken möchte: Salamat (Danke), Chop Chop (Essen), Tagai (Prost).

Dienstag, 24. Mai 2011 (137. Und letzter Tag) Ankunft in Hamburg

Heute heißt es endgültig Abschied nehmen. Viele von den Jungs werde ich wohl leider nie wiedersehen. Sogar der Kapitän hat feuchte Augen. So ist das Leben. Jürgen und Christel fahren mit einem Miettransporter zurück in die Heimat. Helmut fährt mit der Bahn ins Ruhrgebiet. Der mit den Jungs geplante Nachmittag in Hamburg muss leider ausfallen. Sie bekommen nicht frei. Hier im Heimathafen ist an Bord immer besonders viel los. Kann man nichts machen, Seemanns-Alltag. Ich mache mich also schon am Mittag auf den Weg nach Hause. Neue Passagiere kommen nicht mehr an Bord. Die Reederei hat entschieden keine Gäste mehr durch das Piratengebiet mitzunehmen. Mir stellt sich die Frage: Und was ist mit der Mannschaft?

Diese Reise war (bisher) das größte Abenteuer meines Lebens. Viel gesehen, viel erlebt, tolle Menschen kennengelernt.  Einfach rundum SUPER. Mein Dank gilt der Crew der Rickmers Hamburg: Jungs ihr wart Klasse!!! und natürlich besonders meinen Mitreisenden Rina, Christel und Jürgen. Ich denke wir waren eine 'dufte' Truppe. Ich wünsche Euch alles erdenklich Gute und freue mich darauf, dass sich unsere Kurse irgendwo mal wieder kreuzen. Ein ganz herzliches Dankeschön auch an die Unterstützung durch die Freunde in der Heimat die mich 'begleitet' haben und natürlich an meine Familie.

                                          **** SALAMAT ****

Keine Kommentare: