Sonntag, 6. Februar 2011

Genua - Jakarta (9-28. Tag)

14.1.2011 Genua
Gegen Mittag erreichen wir Genua. Bis 20:00 Uhr Landgang. Mit dem Taxi in die Stadt, Internetcafe suchen, ein paar Einkäufe erledigen. Wir wollen zu Fuß zurück zum Schiff laufen. Es ist nicht ganz einfach im Hafengelände das richtige Tor und den richtigen Weg zu finden. Zwischen Bergen von Containern muss man höllisch aufpassen, dass man nicht von einem der unzähligen LKWs überfahren wird. Anstatt 10-15 Minuten brauche ich rd. eine halbe Stunde um wieder an Bord zu kommen. „Lehrgeld“ für künftige Häfen. Der nächste Landgang wird jetzt erst wieder in rund drei Wochen in Jakarta möglich sein.

15.1.2011 Genua - Sizilien
Heute findet zum ersten Mal eine Rettungsübung mit Alarm statt. Im Rettungsboot bekommt jeder seinen festen Platz zugewiesen.Das Freifallboot fasst max. 36 Personen und ist unglaublich eng. Weil das Boot so schräg hängt, ist es auch relativ schwierig  einzusteigen. An einen Ernstfall wollen wir lieber nicht denken. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie der freie Fall ins Wasser wohl ausgehen würde. Im Wasser angekommen, ist das Ding dann allerdings unsinkbar und die Überlebenschancen optimal.

16.01.2011 Sizilien - Griechenland
 Heute Nacht haben wir die Straße von Messina zwischen Italien und Sizilien passiert. Das Schiff rollt ganz schön heftig. Wind hat auf 6-7 aus NW zugenommen. Meltemi lässt grüßen. Starkwind bei strahlendem Sonnenschein. Beim Mittagessen ist man gut beraten, den Suppenteller nur halb voll zu machen. Sonntagabend, der Kapitän hat zur Party in die BlueBar eingeladen. Köstlichkeiten vom Grill, chinesisches Bier, kalifornischen Wein, Bacardi, Cola. Zum ersten Mal erleben wir die Matrosen bei ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung – KARAOKE. Urige Typen haben wir hier an Bord; alle unheimlich nett und freundlich. Heute Nacht wird zum ersten Mal die Zeit eine Stunde vorgestellt (UTC+2).       


17.01.2011 Griechenland - Kreta
3:00 Uhr ich werde wach. Das Schiff rollt ziemlich stark. Ob diagonal, auf dem Rücken oder in stabiler Seitenlage, ich kann nicht wieder einschlafen. Mit Sturm im Mittelmeer hatten wir hier nicht mehr gerechnet. Ohne sich irgendwo festzuhalten geht jetzt gar nichts mehr. Duschen mit einer Hand und mit dem Hintern an der Wand ;-) Treppen steigen torkelnd wie mit 2,5 %o. Beim Frühstück höre ich, dass alle nur 2-3 Stunden geschlafen haben. Man muss sich jetzt sogar am Tisch festhalten, sonst rutscht man mitsamt Stuhl zum Nachbartisch. Wir sind in der Nähe von Kreta, Windstärke 8-9 und schäumende Wellen - Sturm. Ich staune über mich selbst, dass ich die vorsorglich mitgenommenen Plastiktüten noch nicht gebraucht habe und das Essen immer noch schmeckt. Aber so richtig Spaß macht das wirklich nicht. Ansonsten ist heute ein richtiger Gammeltag, Schlaf nachholen, lesen, dösen, aufs Wasser gucken, nichts tun eben. Die See hat sich etwas beruhigt und die Sonne scheint. Beim Abendessen kommen aber wieder die ersten kräftigen Schläge und das Schiff rollt wieder heftig. Wir fahren nur noch mit rund elf Knoten. Die Landabdeckung von Kreta ist weg und wieder hoher Seegang aus Nord. Wir bereiten uns auf die nächste Sturmnacht vor. Wirklich lustig ist das nicht, aber was will man machen.

18.01.2011 Kreta - Port Said
Unruhige Nacht. Mir tut die Hals- und Nackenmuskulatur weh. Bei starkem Seegang liegt man auch im Schlaf nicht ruhig im Bett, sondern ist im Rhythmus der Rollbewegungen immer wieder angespannt. Also nach 48 Stunden unruhiger Fahrt sozusagen Muskelkater im Hals. Der Käpt‘n informiert uns, dass sich die Suez-Passage verschieben wird auf morgen früh. Für mich die Gelegenheit zum ersten mal die Laundry auf dem C-Deck aufzusuchen und meine Wäsche zu waschen. Alles sauber und trocken - Geht doch!

19.01.2011 Suez-Kanal
Besuch kommt an Bord
Heute Nacht haben wir Ägypten erreicht. Um fünf Uhr werde ich wach. Wir liegen vor Port Said auf Reede und warten auf die Freigabe für die Einfahrt in den Suez-Kanal.Rund 160 km ruhige Fahrt liegen vor uns. Am Ufer militärische Einrichtungen in Mengen. Wir fragen uns, wen oder was verteidigen die hier eigentlich, für oder gegen wen? Wir beobachten einen jungen Kerl, der auf einem Esel angeritten kommt und den mitgebrachten Plastiksack in einem Graben  entleert.  Inhalt: ein junger Hund. Der kleine Kerl muss nun sehen wie er sich mit den vielen verwilderten Artgenossen irgendwie durchschlägt. Bei km 59 müssen wir in einer Ausweichstelle festmachen. Souvenirhändler werden per Kran gleich mit ihrem gesamten Boot an Bord gehievt. Sie verkaufen allerdings nur „Junk“ (unbrauchbares Zeug). Den Abschnitt bis zum Bittersee erleben wir im Dunkeln. Die Rufe der Muezzine schallen durch die Nacht, das Abendgebet steht an. Auch beeindruckend, aber bei Tageslicht sieht man nun mal mehr.


20.01.2011 Suez-Kanal - Rotes Meer
Wüstenschiff
Wir verlassen den Golf von Suez. Auf der Backbordseite liegen die letzten Ausläufer des Sinai. Heute zum ersten Mal eine kurze Hose an. Der 2.Offizier informiert uns, dass wir uns in etwa drei Tagen einem Konvoi anschließen werden, um die Piratengegend zu passieren. Die Mannschaft hat bereits im Suez-Kanal angefangen, unser Schiff piratenfest zu machen. Auf Einzelheiten will ich hier öffentlich nicht eingehen, aber es ist erstaunlich, was man sich so alles hat einfallen lassen. Wir sind jedenfalls wie eine Festung geschützt und fühlen uns sicher und gut aufgehoben. Getreu dem Motto: „Ich war noch nie in Somalia – und das soll auch so bleiben“.
"Cookie" Ben
Thema Verpflegung: Fast das Wichtigste an Bord. Wir bekommen unser Essen in der Offiziersmesse an einem runden Tisch serviert. Auf einer drehbaren Platte in Tischmitte werden die Utensilien aufgebaut, die man regelmäßig braucht. Mehrere Sorten Brot, Butter, Marmeladen, Honig, diverse Saucen, Gewürze, verschiedene Getränke und manchmal Joghurt. Beim Frühstück gibt es auf Bestellung zusätzlich Eier oder Omelette mit Beilegen nach Wahl, Wurst, Käse und Obst. Sonntags zusätzlich Pfannkuchen. Für die Körnerfraktion sind auch Cornflakes im Angebot. Mittags gibt es immer frischen Salat, Suppe und einen Hauptgang nach Karte. Als Nachtisch meist Obst und sonntags Eis. Den Hauptgang lasse ich fast immer weg. Drei mal am Tag warm essen; einfach zu viel des Guten. Abends wieder ein warmes Menu nach Karte. Es fehlt an nichts. Von Juanito erfahre ich, dass unser „Cookie“ Ben während unserer gesamten Reise an Bord bleiben wird. Das ist super, denn er kann nicht nur gut Karaoke singen, sondern auch phantastisch kochen. Seine Suppen sind absolute Spitze.

21.01.2011 Rotes Meer
Das Schiff gleicht mittlerweile einer Festung. In der vergangenen Nacht soll es drei Piratenangriffe auf hoher See gegeben haben. Wir sehen am Horizont zum ersten Mal ein Kriegsschiff.
NATO-Draht in Mengen (auch mal mit 6000 Volt!)
Wenn man mal überlegt was für ein gigantischer Aufwand betrieben werden muss, um sich gegen die Verbrecher (nichts anderes sind Piraten) zur Wehr zu setzen. Der Käpt’n meint: Nur die indischen und russischen Kriegsschiffe haben hier das richtige Gegenmittel. Nicht lange diskutieren, sondern  Angreifer gnadenlos versenken. Hinter den „armen Hunden“, die die Drecksarbeit machen müssen,
stecken meist mafiaähnlich organisierte Banden. Die Hintermänner bekleiden oft in Wirtschaft und Politik leitende Positionen und verdienen in diesem schmutzigen Geschäft Millionen. Unser ex Bundespräsident hatte schon Recht, aber unserePolitiker... lassen wir das! Gegen Mittag stoppen wir für ein paar Stunden die Maschine. Wir sind sonst zu früh an dem vereinbarten Punkt für die Zusammenstellung des Konvois. Hier ist es noch sicher und die Jungs gehen wieder ihren normalen Tätigkeiten nach. Rost klopfen und malen. Wir übrigens auch (Mittagsschlaf).


22.01.2011 Rotes Meer - Horn von Afrika
Wieder neue Meldung über einen Piratenangriff. „Piracy-Attack“ bei N20° E064°. Zum Glück weit weg von Somalia und nicht auf unserer Route.
„Drill“ - Sicherheitsbelehrung auf der Brücke mit anschließendem Besuch des Sicherheitsraumes. Da wir jetzt jederzeit mit Piraten rechnen müssen, gilt jetzt „Security-Level 2“ (Sicherheitsstufe 2)
• Die Wachen werden verdoppelt (4 Mann)
• wir fahren mit Maximum-Speed (rund 20 Knoten)
• die Decksarbeiten werden eingestellt
Für uns bedeutet das:
• Alle Außentüren sind zu schließen und zu verriegeln
• Kabinentüren nachts abschließen
• Wir dürfen jetzt ca. zwei bis drei Tage nicht mehr an Deck
• Bei Nacht sind alle Fenster zu schließen und zu verdunkeln
• Signal für Piratenangriff 3 mal 3 x lang innerhalb von 4 Minuten
• Dann mit Helm und Weste im Office auf dem Poop-Deck sammeln
• Auf Anweisung durch den Tunnel in die „Zitadelle“ (Sicherheitsraum) gehen
Kein Pirat - Ein Seemann vor meinem Fenster entfernt Rost

Die letzte Maßnahme wird nur getroffen, wenn die Piraten, trotz aller anderen Vorkehrungen, an Bord gelangt sein sollten.Nur mit passiven Mitteln schwer bewaffneten Banditen gegenüberzustehen ist wahrlich keine schöne Vorstellung. Sehr gut gefällt uns, dass der Käpt’n und seine Crew alles sehr sorgfältig vorbereiten und frühzeitig umsetzen. „Just in time“ gilt hier an Bord nicht. Bei aller Konzentration scheinen die Jungs relativ entspannt zu sein. Der „Alte“ gibt klare Anweisungen, hat aber auch für jeden ein freundliches Wort. Die Stimmung ist nach wie vor gut. Alles in allem bleibt zwar ein mulmiges Gefühl, aber wir sind sehr zuversichtlich, heil durch zu kommen.

23.01.2011 Horn von Afrika – Golf von Aden
Im Golf von Aden merkt man deutlich, dass jeder die Nähe der anderen sucht. Wir fahren im Pulk unter dem Schutz von zwei Kriegsschiffen. In der Gruppe fühlt man sich einfach sicherer. Die Gauner haben ihre Aktivitäten weiter nach Osten verlagert. Sie agieren mittlerweile auch  fernab von der Küste. Wir werden diesen Bereich meiden und einen großen Bogen fahren und dann an der indischen Küste entlang. Vor der indischen Marine haben die Burschen Respekt! Die fackeln nicht lange! Wie war das noch mit unserer Marine?

24.01.2011 Golf von Aden - Indien
Position nach dem Frühstück rund 100 Meilen nördlich des Horns von Afrika.Das Ende der überwachten Zone werden wir erst gegen 19:00 Uhr erreichen. Unser Etmal (die an einem Tag gefahrene Strecke) liegt deutlich über 400 Seemeilen aber ein Schiff ist nun mal kein D-Zug. Das bedeutet leider auch, dass wir noch einen Tag nicht nach draußen dürfen. Sch…. Piraten! Also in der Kabine gemütlich machen, lesen, Musik hören oder Film gucken. Ein besonderer Dank an Markus; die Filmauswahl und Beschreibung sind TOP. Habe schon einige Kopien weitergegeben.
Übrigens: Windstärke 5-6 empfinden wir mittlerweile fast als ruhige See. Unsere Seebeine gleichen das ständige Schaukeln inzwischen so gut aus, dass wir es kaum noch bemerken.

Kadett David macht 'Copie'
Verständigung an Bord
Walter Copie ? ist keine Frage ob ich eine Fotokopie haben möchte; sondern das Angebot, mir einen Kaffee (Coffee) zu bringen! - Was ich bisher nicht wusste, die Filipinos können häufig die Buchstaben „F“ und „V“ nicht richtig aussprechen. Sie sagen dafür „P“. Man versteht dadurch zwar manchmal nur ‚Bahnho-p‘ aber wozu hat man Hände und Füße?
Bei der ansteckenden Fröhlichkeit dieser Jungs klärt sich meist alles wie von selbst. Heute Abend gibt es übrigens „Pisch“!




25.01.2011 Arabisches Meer - Indien
Der dritte Tag im Piratengebiet. Weit und breit kein Schiff mehr zu sehen. Das Wasser ist hier übrigens rund 4.000m tief. Mit knapp 20 Knoten auf dem 15ten Breitengrad gen Osten. Es ziiiiiieeht… sich. Heute dürfen wir tagsüber zum Glück wieder aufs Pilot-Deck. Hier gibt es eine große überdachte Terrasse mit Liegestühlen und die so genannte BlueBar, ähnlich einem Wintergarten. Dort steht auch das Trimm-Rad, mit dem ich hin und wieder meine ‚Runden‘ drehe. Unser Schiff ist durch die schnell verdunstende Gischt, neben den allgegenwärtigen Rußpartikeln, nun auch noch komplett mit einer Salzkruste überzogen. Die Rostklopfer und  die Maler werden hier also nie arbeitslos. Heute ist der Schornstein dran. Bei Seegang und in 40 m Höhe nicht so ganz einfach. Bei unserem heutigen „Sundowner“ in der BlueBar sehen wir den Mond zum ersten Mal auf dem Rücken liegend aufgehen und das Beste: Die Piraten haben uns nicht erwischt! Prost "Ihr Säcke"!

26.01.2011 - UTC+4 Arabisches Meer – Indien
Gestern Abend gegen 17:00 UTC (ca. 20:00 Uhr Ortszeit) wurde die „MV Beluga Nomination“ von Piraten angegriffen und entführt. Letzte Position 1°45’S 051°E - südlich vor der Küste Somalias. Unsere Position zum Glück über 1.000 Meilen entfernt. Wir sind froh über die Taktik unserer Reederei. Lieber einen großen Umweg fahren und 1-2 Tage verlieren, als direkt den Piraten vor die Flinte.
Heute erstes Satelliten-Telefonat mit Musie, Piraten-Entwarnung melden. Schön zu wissen, dass auch zu Hause alles in Ordnung ist. Technisch ist das ganz einfach. 66# 12-stellige PIN# 0049Rufnummer# wählen; fertig! Am Nachmittag erneut eine Meldung über einen versuchten Piratenangriff. War wohl nicht erfolgreich. Jedenfalls haben die Banditen aus Frust auf das Schiff geballert. Hoffentlich wurde niemand verletzt.


„Hundeleben“ im indischen Ozean
• In der Sonne liegen und dösen
• zwischendurch mal in den Schatten wechseln
• hin und wieder mal ein Rundumblick
• auf Postboten (Piraten) achten
• drei mal am Tag zum Futtertrog
• ab und zu ein kleiner Spaziergang
•regelmäßig den Durst löschen
•zum schlafen ins Körbchen
•Geht uns das GUT!

Kurze Zeit begleiten uns vier Albatrosse. Ulla würde jetzt sagen: „Iss das nicht schööön?!“ 
Seit Tagen relativ ruhige See, Windstärke 5-6 NE (schaukelt ganz schön „ober nix utmokt“) 26°C angenehm warm, so kann’s bleiben.

27.01.2011 Arabisches Meer – Indien
Ab heute kann der Pool genutzt werden. Die Jungs pumpen einfach glasklares warmes Meerwasser von draußen rein. Wassertemperatur 27°C, Luft 29°C, pfffhh... ganz schön warm, also gleich Badehose an und rein. Neue Liegestühle hat’s auch noch gegeben. Was will man mehr. Ein erster Schmetterling zeugt davon, dass wir uns dem Festland von Indien nähern.

28.01.2011 UTC+5 Indien – Sri Lanka
Wir sind jetzt schon drei Wochen unterwegs; kaum zu glauben. Es geht jetzt an der indischen Küste lang Richtung Sri Lanka. Uns fällt auf, dass unsere Zeitangaben immer mehr in Tagen und Wochen zählen. Was sind schon ein paar Stunden?

„Radio Indien“ meldet: Hanne und Paul haben Goldene Hochzeit, Jutta verabschiedet sich bei i-BAU und in Heber ist am WE Königsball.
Aus der Ferne Glückwunsch, alles Gute und viel Spaß.

29.01.2011 Sri Lanka – Jakarta
Sri Lanka liegt 30 NM querab. Leider im Dunst nicht zu sehen.  Noch 1.700 Seemeilen bis Jakarta. Durch starke Strömung schaffen wir im Moment nur ca. 325 NM/Tag. Außentemperatur 30°C, Wasser 29°C, nachts kaum verändert.
Die Sicherheitsstufe 2 wird aufgehoben und der Nato-Draht wieder in die Seekisten verstaut.
Heute sehen wir die ersten fliegenden Fische. Wunderschön, hatte sie mir allerdings größer vorgestellt. Die Delfine lassen weiterhin auf sich warten. Dafür tauchen ein paar indische Kampf-Jets auf, die uns für ihre Übungen offenbar als Ziel benutzen, denn sie drehen einige Runden um unser Schiff.
Heute bin ich mit dem Matrosen Kenneth Im Crew-Aufenthaltsraum verabredet. Er ist hier fürs Haare schneiden zuständig. Er steht strahlend in der Tür und präsentiert sein Werkzeug: Gartenschere, Kamm, elektrischer Langhaarschneider und Einwegrasierer. Oh oh …! Nach 45 Minuten einmal nach nebenan in den Spiegel sehen, alles bestens! Ich weiß nicht, was Iris dazu sagen würde, aber auf jeden Fall schön kurz. 

Die Mannschaft hat jetzt ‚Wochenende‘. Samstagabend Party und Sonntag NUR einen halben Tag arbeiten. Ich gehe mal kurz runter zu ihnen an den Pool.Mit einem fröhlichen „Hallo SIR Walter“ werde ich begrüßt. Kurz darauf taucht auch der Käpt’n auf. Er gibt seinen Kadetten den Schlüssel fürs ‚Allerheiligste‘. Nach wenigen Minuten tauchen die Jungs mit drei Kisten Bier, einer Flasche Bourbon-Whisky und einigen Dosen Cola wieder auf; alles natürlich gut gekühlt. Der Master ist offenbar auch in Wochenendstimmung.


Bei Gitarrenklängen in einer lauschigen Tropennacht, mitten auf dem indischen Ozean, ein paar kühle Bier trinken - das hat was! Die Jungs feiern jedenfalls ausgelassen. Viel Abwechslung gibt es ja für sie während ihrer üblichen 8-9 Monate Dienstzeit auch nicht. 

Zu vorgerückter Stunde wird technisch aufgerüstet. ‚Romel‘ stellt die Boxen seines Laptops  in einen leeren Bierkarton; sozusagen als zusätzlichen „Verstärker“. Die Wirkung ist erstaunlich, man muss sich nur zu helfen wissen. Wir fragen uns bei dieser Gelegenheit, wie man auf die Idee kommen kann, sein Kind ‚Rommel‘ zu nennen. Er ist jedenfalls sehr stolz auf seinen ungewöhnlichen Vornamen.

30.01.2011 UTC+6 Indischer Ozean
Heute Nacht erneut eine Stunde die Uhren vorgestellt. Beim Frühstück fällt mir auf, dass beim Königsball in ‚Us Schützenhus‘ jetzt bestimmt noch was los ist. Man kann halt nicht alles haben.
Mittagessen - Eis ? - Ach ja, heute ist schon wieder Sonntag. Achtung es gibt wieder Tripe-Suppe (Pansen)! Wie wir gestern Abend erfahren haben, wird diese Spezialität von einem der Zimmerleute gekocht. Verfeinert mit Sauercreme und reichlich Knoblauch scheint es eine rumänische Delikatesse zu sein; jedenfalls langen seine Landsleute am Nebentisch ganz schön hin. Ich esse dann doch lieber einen Salat.

31.01.2011 Indischer Ozean – Äquator
Um 13:01 Uhr überqueren wir vor Sumatra den Äquator. Die von der IMO (International Maritime Organisation) vor einigen Jahren angebrachte Wasser-Markierung ist deutlich zu erkennen. Heute bin ich zum ersten mal auf dem „Forecastle“, zu deutsch Vorschiff. Keine Maschinen- und Arbeitsgeräusche mehr, nur noch das Rauschen der Wellen. Eine ganz andere Perspektive. Die gewaltigen Ausmaße der Ladung sieht man hier mit ganz anderen Augen. Die Delfine haben uns aber leider immer noch nicht entdeckt. We’ll see.

01.02.2011 Indischer Ozean - Sumatra
„No Dolphins“ Delfine wo seid ihr? Nur noch zwei Tage bis Jakarta und die Burschen lassen sich einfach nicht blicken. Dabei ist die See im Moment so schön glatt. Was soll’s schließlich liegen noch 4/5 der Reise vor uns.Waschtag: schnell 2 Maschinen Klamotten waschen und alles wieder in den Schrank. Klappt immer besser. Heute noch keine Zeile gelesen und schon wieder kein Mittagsschlaf. Frei nach Eckhard R.: „Das ist ja unglaaaublich“!


02.02.2011 Indischer Ozean - Java
Zwar noch in großer Entfernung, aber endlich die ersten Delfine gesichtet. Schön ist es auch den ersten Vogel zu sehen, eine Schwalbe. Kurz nach dem Mittagessen kommt Land in Sicht. Thomas-Cook-Feeling. Fliegende Fische in Mengen. Der erste Ozean ist fast geschafft. Keine echte Herausforderung, die meiste Zeit glatt wie ein Ententeich.Die näherkommende Zivilisation lässt sich leider auch an dem zunehmenden Müll im Wasser erkennen. Indonesien gilt mit seiner ¼-Milliarde Menschen (immerhin die viertgrößte Nation der Welt) ja leider nicht als ökologisches Vorbild.            

03.02.2011 Jakarta - Indonesien
04:35 Uhr SMS angekommen. Musie wartet auf ein Lebenszeichen. Schatz ich weck dich jetzt nicht, melde mich später. Wir sind in der Meerenge zwischen Sumatra und Java. Petrus war uns bei der gesamten Ozeanüberquerung wohlgesonnen. Jetzt merken wir aber deutlich, dass hier im Februar Regenzeit ist.

Auf der Brücke ist richtig DICKE LUFT. Der Käpt’n, schon in Uniform, fängt plötzlich ganz derbe an zu fluchen: „Fu… Id… Sh… !!! I called the Pilot for nine à clock und now it’s twenty-hundred”.  Auf deutsch:  Der Lotse war für 09:00 Uhr angefordert und kommt erst um 20:00 Uhr heute Abend! Entsprach vielleicht das „Bakschisch“ nicht den Erwartungen? Jedenfalls werden wir jetzt erst mal auf Reede gehen. 09:45 Uhr Anker fällt. Unser Landgang muss warten.

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