Sonntag, 6. Februar 2011

Jakarta - Singapur (29-31.Tag)

04.02.2011 Jakarta - KULTURSCHOCK LIVE 
Nach langer Wartezeit bekommen wir von der Einwanderungsbehörde endlich unsere Shore-Pässe.
Wir nehmen ein Taxi in die Stadt. Dauerstau, Dreck, Chaos, Tausende von Mopeds. Geldwechselbüro, Nationalmonument, zweitgrößte Moschee der Welt (Helmut erzählt uns später, daß hier bis zu 120.000 Leute zum Gottesdienst gehen) liegen auf unserem Weg.

Rina fragt mich ganz nebenbei, ob mir schon aufgefallen ist, dass sich die Leute häufig nach mir umdrehen, und besonders die Kinder mich oft anstarren. Nö warum ? Große blonde Europäer, meint sie, gibt es hier wohl eher selten zu sehen. Jetzt achte ich auch drauf und denke mir, so müssen sich wohl die ersten Afrikaner in Deutschland gefühlt haben.

Jürgen und Christel sind beim Nationalmonument ausgestiegen. Sie wollen ins Cafe 'Batavia'. Rina ist einkaufen und ich hab langsam Hunger. Hhm... jetzt wird’s kompliziert. Hier benutzt man zwar unsere Buchstaben, aber lesen kann man trotzdem nichts. Erster Versuch in einem Cafe, zu kompliziert, wieder raus. Dann auf das asiatische Schnellrestaurant los; die haben ihr Angebot wenigstens mit Bildern versehen. Chicken mit ??? keine Ahnung, ich glaub das sind frittierte Kartoffelteile. Die nette Serviererin zeigt mir zwei Bilder und fragt, ob ich das Root-Bier mit Schaum oder – man glaubt es nicht – mit Schlagsahne möchte!?!  Sowohl das „Bier“ ohne Sahne (und ohne Alkohol) als auch das Essen schmecken allerdings lecker.

Gut gestärkt geht’s jetzt mit unserem Fahrer in den alten Hafen von Jakarta. Hier liegen noch aus der holländischen Kolonialzeit jede Menge alte Holzschiffe. Nicht als Museum, sondern noch voll im Einsatz. Wir malen uns aus, dass nur wenige technische Dinge entfernt werden müssten und man könnte hier einen Historien-Film drehen. Unmengen von Kartons und Kisten, Bambusrohre und Zementsäcke werden auf den Schultern über schmale Balken auf die Schiffe geschleppt. Knochenarbeit pur.

Der Versuch mit den Leuten ins Gespräch zum kommen scheitert meist an mangelnden Sprachkenntnissen. Aber nachdem Rina hier und da mal eine Zigarette spendiert, winken und lachen sie uns fröhlich hinterher. Sie gibt dabei erst immer nur eine Zigarette aus, dann noch 2-3 dazu. Zum Schluss nimmt sie die losen Zigaretten zurück und verschenkt die ganze Schachtel – guter Trick und immer fröhliche Gesichter.

Der Tag vergeht schnell, wir müssen zurück an Bord. Verkehrschaos wie gehabt. Unvorstellbar primitive Bretterbuden und Verschläge unter den Hochstraßen. An den Inhalt der vielen offenen Kanäle mag ich gar nicht denken. Hunderttausende von Menschen leben hier in bitterster Armut. Das Bild eines Bettlers, dem beide Füße und ein Arm amputiert wurden, wird mich wohl noch lange verfolgen. Er sitzt mitten auf der Hauptstraße im fließenden Verkehr. Dagegen die Prunkbauten der 'Herrschaften' - schwere Kost! Mir dämmert langsam, weshalb es kaum Reiseführer über Jakarta gibt. Ein Urlaubsziel ist diese Stadt, mit ihren mittlerweile 20 Millionen Einwohnern, wirklich nicht. Unser Fahrer hat übrigens für fast den ganzen Tag nur 30,00 Dollar verlangt. Davon hat er auch noch sämtliche Parkgebühren und Einweiser bezahlt. Ein ordentliches Trinkgeld mag er vielleicht mit einkalkuliert haben. Hat er wirklich verdient!
Zementsäcke schleppen bei 30° 90% Luftfeuchtigkeit, reine Knochenarbeit

Alles klar ?
An der Gangway zu unserem Schiff warten schon den ganzen Tag Leute mit allerhand Schnick-Schnack. Die Frauen bieten T-Shirts, Hemden und Hosen an, die Männer geschnitzte Holzsachen, echte(!) Rolex-Uhren und Telefonkarten. Man kann ihnen kaum entkommen, also SIM-Karte und ein schickes Levis-Oberhemd für 8$ gekauft. Das Hemd passt natürlich nicht (Hier entspricht XXL wohl eher dem europäischem ‚M‘). Egal, das Handeln mit den, unglaublich aufdringlichen aber immer fröhlichen und netten ‚Weibern von Jakarta‘ hat richtig Spaß gemacht. Erst den Preis auf die Hälfte runterhandeln – Gejammer ohne Ende  – dann beim Bezahlen großzügig aufrunden – Fröhliches Lachen und Gekicher. Gutes Geschäft? Bei den Preisen kaum vorstellbar. Ich weiß es nicht, ihre Familien werden es gebrauchen können.
                                   
05.02.2011 Jakarta – Singapur
Herzlichen Glückwunsch nach Bremen.Karl alles Gute zum runden Geburtstag und „Hol di fuchtig“.
Zehn Minuten nach Mitternacht legen wir ab. Kurs Singapur. Eigentlich wollte ich mich an Deck von Jakarta verabschieden, aber es schüttet wie aus Eimern - ist nun mal Regenzeit. Landgänge machen müde. Ein Tag zum Faulenzen und einfach nur in der Sonne dösen und aufs Meer gucken. Landgänge sind anstrengend und Singapur wartet.

06.02.2011 Singapur

Diese Blog-Aktualisierung ist unter abenteuerlichen Umständen entstanden. Ich sitze hier in einem stockdunklen Hinterhof und hab endlich eine offene WLAN-Verbindung. Bitte um Nachsicht, Käfer, Fliegen, Ratten, wilde Katzen und Hunde zwingen uns zum Aufbruch. Bis später ...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Lieber Walter, sowie Du Dir Deinen Traum von einer Weltreise auf den Meeren derzeit erfüllst haben wir uns unseren Traum zum Beschippern auf den Minimeeren Deutschlands erfüllt. Statt eines Seeschiffes haben wir uns zu diesem Zweck ein Motorkajütboot SBM 680 in super Zustand gestern gekauft. Wir würden uns freuen wenn Du in Begleitung Deiner Musi uns beim nächsten Meck-Pom-Turn besuchst zwecks Einnahme diverser Ableger. Bootsbilder derzeit in boot24.com unter Motorboot 6-8m u. 50-100PS oder unter der Objekt-Nr.106728.
Ansonsten wünschen wir Dir weiterhin viele interessante Erlebnisse und bring uns ein paar Piraten als Souveniers mit.

Es grüßen Dich Helga und Armin mit einem "Allzeit gute Fahrt und immer eine Handbreit (sollte in Deinem Falle mehr sein) Wasser unter dem Kiel.